Das Schweizer Leichtathletik-Team blickt auf gelungene Olympische Spiele in Paris (FRA) zurück. Die Equipe von Swiss Athletics konnte im Vergleich zu den letzten Spielen in Tokio (JPN) noch einmal einen Schritt nach vorne machen. Philipp Bandi, Chef Leistungssport von Swiss Athletics, ordnet die Schweizer Leistungen ein.
Fünf Top-8-Plätze – mit dem 4. Platz von Dominic Lobalu eingerechnet sogar deren sechs – erreichte die Delegation von Swiss Athletics in Paris. Damit wurden die starken vier Top-8-Platzierungen von Tokio 2021 übertroffen. In der „jüngeren“ Geschichte erreichten die Schweizer Leichtathletinnen und Leichtathleten einzig in Los Angeles 1984 eine ähnliche Bilanz (5 Top-8-Klassierungen, darunter die Silbermedaille von Markus Ryffel über 5000 m). Das einzige Mal eine bessere Ausbeute gab es für die Schweiz in der Leichtathletik übrigens vor 100 Jahren an den Spielen 1924 in… Paris, mit 6 Top-8-Platzierungen, davon 2 Silbermedaillen.
Philipp Bandi, der Chef Leistungssport von Swiss Athletics, ordnet die Leistungen seines Teams ein:
Auch ohne Medaille: Der Stellenwert der Finalplätze
„Natürlich ist es im Moment eine Enttäuschung, wenn die Medaille so knapp verpasst wird. Doch das soll die herausragenden Leistungen mitten in der Weltklasse nicht schmälern. Annik Kälin, Simon Ehammer und Dominic Lobalu schafften es bei ihren ersten Olympischen Spielen auf Anhieb auf Platz 4. Angelica Moser zeigte den konstantesten Wettkampf ihrer Karriere ohne Fehlversuch bis 4,80 m, während Mujinga Kambundji nach einem schwierigen Saisonstart am Tag X einmal mehr bereit war und sich zum zweiten Mal für dem 100-m-Final qualifizieren könnte. Auch wenn sich ein kleines Land wie die Schweiz zum sechsten Mal in Folge für einen globalen Final über 4×100 m qualifiziert, ist das alles andere als selbstverständlich. Toll auch, dass wir unterdessen in mehreren Disziplinenbereichen ganz vorne mitmischen können. Die vier Finalplätze in Tokio erzielten wir noch alle im Frauensprint.“
Weitere Schweizer Höhepunkte: Mixed-Staffel und die Mittel- und Langstrecken
„Zu Beginn der Spiele haben mir die Mixed-Staffel mit dem Schweizer Rekord über 4×400 m und die beiden 800-m-Läuferinnen Rachel Pellaud und Valentina Rosamilia mit der Halbfinalqualifikation grosse Freude gemacht. Die grösste Steigerung im Vergleich zum Melderang gelang Jonas Raess. Mit der 41.-besten Zeit schaffte er es über 5000 m auf den 23. Schlussrang. Fabienne Schlumpfs 16. Platz im Marathon, in einem unglaublich stark besetzten Feld, schätze ich sehr hoch ein. Sie hat nun zum zweiten Mal nach Tokio (12.) beim Olympia-Marathon überzeugt.
Enorme Dichte erlaubt keine Kompromisse
„Nirgends ist die Leistungsdichte grösser als an Olympischen Spielen. In einem WM-Jahr tritt die Eine oder der Andere mal etwas kürzer. Das gibt es bei Olympia nicht, alle sind da. Eine nicht ideal verlaufene Vorbereitung auf Olympia hat entsprechend sofort Auswirkungen. Das sahen wir beispielsweise bei Ditaji Kambundji und Timothé Mumenthaler, die leider gesundheitsbedingt in der Vorbereitung eingeschränkt waren, zu Kompromissen gezwungen wurden und nicht mehr ganz an ihr Leistungsniveau der EM herangekommen sind.“
Wer bis am Schluss um die Selektion kämpfen muss, hat es schwerer
„Die Athletinnen und Athleten, die bis zum Selektionsschluss um die Qualifikation kämpfen mussten, taten sich in der Regel etwas schwerer, an ihre Bestleistungen heranzukommen. Das ist nachvollziehbar, weil sie bereits für die Qualifikation an die Grenze ihres aktuellen Leistungsniveaus gehen mussten. Gerade deshalb ist es so wichtig und erfreulich, dass wir mit einem derart grossen Team in Paris vertreten waren. Alle haben wichtige Erfahrungen gesammelt und realisiert, dass sie nah am nächsten Schritt sind. Das ist die beste Motivation für die Zukunft.“
Der positive Blick nach vorne
„Mit Ausnahme von Tadesse Abraham, der seinen Rücktritt angekündigt hat, hat das gesamte Olympia-Team Perspektiven bis mindestens zu den nächsten Olympischen Spielen in Los Angeles 2028. Die Leistungen, aber auch die Art und Weise wie unser Team hier in Paris, aber auch an den vergangenen Grossanlässen aufgetreten ist, stimmt mich sehr zuversichtlich. Die Schweizer Leichtathletik-Fans dürfen sich sehr auf den nächsten Olympia-Zyklus freuen.“
Top-16-Resultate in der Übersicht
- 4. Angelica Moser (Stabochsprung)
- 4. Annik Kälin (Siebenkampf/mit Schweizer Rekord)
- 4. Simon Ehammer (Weitsprung)
- 4. Dominic Lobalu (5000 m/im Refugee Olympic Team)
- 6. Mujinga Kambundji (100 m)
- 8. Kora/Atcho-Jaquier/Pointet/M. Kambundji (4×100 m Frauen/DQ im Final)
- 11. Mujinga Kambundji (200 m)
- 11. Devantay/Senn/Spitz/Giger (4×400 m Mixed/mit Schweizer Rekord)
- 14. Ditaji Kambundji (100 m Hürden)
- 15. Senn/Niederberger/Fahr/Giger (4×400 m Frauen)
- 16. Fabienne Schlumpf (Marathon)
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(swa)