EM Zürich (Photo: Erwin Züger)
EM Zürich (Photo: Erwin Züger)

„No Billag“: „Kritik an der SRG anbringen ja, aber nicht gleich die SRG vernichten“

Eine Annahme der No-Billag-Initiative hätte für die Schweizer Leichtathletik schmerzhafte Folgen. Patrick Magyar, CEO der EM 2014 in Zürich und ehemaliger Präsident von Swiss Athletics, erklärt, weshalb diese radikale Initiative unter allen Umständen abzulehnen ist.

Welchen Einfluss hatte SRF in den letzten Jahren auf die Entwicklung der Schweizer Leichtathletik?
Denken Sie nur an die Leichtathletik-EM 2014 in Zürich: Kariem Hussein Europameister! Mujinga Kambundji war der Pechvogel und doch Liebling der Nation! Das Marathon-Team lief vor Zehntausenden aufs Podest! Diese EM war ein Riesenerfolg und verhalf unserem Sport in der Schweiz zu einem ungeahnten Schub. Deshalb sage ich: „Danke Schweizer Fernsehen! Ohne Euch wäre das nicht möglich gewesen.“ Genau dieses Danke, oder besser das Fehlen davon, ist es, was mich in letzter Zeit immer mehr irritiert. Wo sind wir Leichtathleten, wenn es nun darum geht, dass wir unserem Partner helfen? Ja, Swiss Athletics engagiert sich als Verband, allen voran der Präsident Christoph Seiler. Und einige unserer Athletinnen und Athleten tun dies auch. Vielen Dank! Aber es braucht noch mehr Engagement. Haben wir vergessen, dass es ohne das Schweizer Fernsehen die Leichtathletik in ihrer heutigen Form nicht gäbe?

Wieso sind die Medien für die Leichtathletik derart wichtig?
2014 habe ich als CEO mitgeholfen, die Leichtathletik-EM in Zürich durchzuführen. Aber was wären all mein Engagement und die Efforts von Tausenden von Volunteers, Athleten, Trainern und Funktionären wert gewesen, wenn es das Schweizer Fernsehen nicht geben würde? Wer hätte eine TV-Produktion in Millionenhöhe für die EM gestemmt? Wer würde die Produktionen für Athletissima und Weltklasse Zürich realisieren? Wer für eine nationale Verbreitung in alle Sprachregionen sorgen? Was wäre eine Nationalmannschaft wert, die kein breites Publikum mehr erreicht? Ich durfte in meiner Karriere im Segeln und Fussball auch Sponsoring- und Mediendeals in Milliardenhöhe abschliessen und habe mich immer wieder geärgert über das Gebaren des Schweizers Fernsehens als Quasi-Monopolist. Wie viele andere auch, habe ich Kritik angebracht. Und tue das auch weiterhin. Aber Kritik anbringen heisst nicht gleich vernichten. In der deutschen Schweiz werden es Fussball, Eishockey und Ski Alpin schaffen. Alle anderen? Vielleicht Tennis, solange Roger Federer spielt.

Gibt es keinen „Plan B“?
Wer von einem Plan B redet, hat meiner Meinung nach noch nie im Sport-Mediengeschäft gearbeitet. Diesen Plan B gibt es natürlich, aber nur für die wirklich lukrativen Teile des Fernsehmarktes. Das Tessin vergessen wir am besten gleich. Die Romandie? Na ja, ein sehr, sehr kleiner Markt. Von TV-Serien verstehe ich nichts. Von Sportvermarktung aber schon. Und als ehemaliger Verbandspräsident und Veranstalter von nationalen Events weiss ich auch, wie wichtig der Mehraufwand ist, den man betreiben muss, um alles dreisprachig zu kommunizieren. Aber der Aufwand lohnt sich. Denn die Schweiz ist eine Willensnation und als solche ist sie stolz auf „nationale“ Anlässe und Helden. Doch das geht in der reinen Marktwirtschaft nicht, denn diese berücksichtigt weder Stolz, noch Solidarität, noch Gemeinschaftssinn. Bitte engagiert Euch: Nein zu „No Billag“!

Patrick Magyar (Photo: Urs Jaudas)

Im Rahmen einer Interviewserie nehmen vier Persönlichkeiten aus der Schweizer Leichtathletik zur No-Billag-Initiative Stellung. Teil 1: Jacky Delapierre. – Teil 2: Patrick Magyar.

L’intervista in italiano

(swa)