Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London sind Geschichte. Das Fazit der Verantwortlichen von Swiss Athletics ist positiv. Der Aufwärtstrend in der Schweizer Leichtathletik hält an.
Die Top-16-Klassierungen an globalen Titelkämpfen geben besser darüber Auskunft, wie breit die Leichtathletik in einer Nationen abgestützt ist, als der Blick auf den Medaillenspiegel, der in vielen Fällen nur einzelne Ausnahmekönner abbildet. An den Halbfinal-Klassierungen einer Nation lässt sich ablesen, ob eine Basis vorhanden ist.
Die Schweiz hat in den letzten fünf Jahren einen enormen Schub erfahren, der weiter anhalten dürfte. Am Tiefpunkt bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen gab es keine Top-16-Klassierung zu vermelden, 2008 in Beijing war es eine (6. Rang von Viktor Röthlin) und 2012 in London deren zwei (Röthlin und 4×100-m-Frauenstaffel). Danach zog es an: WM 2013 Moskau 4, WM 2015 Beijing 7, Olympische Spiele Rio de Janeiro 2016 7 und nun London 2017 12.
Vier Finalplätze und weitere starke Leistungen
In den vergangenen zehn Tagen errang das Schweizer Team dank der Frauenstaffel (Ajla Del Ponte, Sarah Atcho, Mujinga Kambundji, Salomé Kora), den 400-m-Hürden-Spezialisten Lea Sprunger (COVA Nyon) und Kariem Hussein (LC Zürich) sowie der Stabhochspringerin Nicole Büchler (LC Zürich) vier Finalplätze. Damit wurde das Ziel, das Leistungssport-Chef Peter Haas vor dem WM-Start bekannt gab (zwei bis drei Finalplätze) sogar übertroffen. Bemerkenswert sind auch die beiden 10. Plätze von Mujinga Kambundji (STB) über 100 und 200 m sowie die 11. Plätze der 800-m-Läuferin Selina Büchel (KTV Bütschwil) und der noch nicht 20-jährigen Siebenkämpferin Géraldine Ruckstuhl (STV Altbüron).
Der Aufschwung wurde massgeblich durch die Europameisterschaften 2014 in Zürich ausgelöst. Diese brachten wieder Schwung in die Schweizer Leichtathletik und liessen auch Fördergelder fliessen. Auch dank Nachwuchsprojekten wie dem UBS Kids Cup werden künftige Leistungsträger früh erkannt und gefördert.
Die vermehrten Schweizer Top-16-Klassierungen sind wohl auch das Resultat der weltweit insgesamt schärferen Doping-Kontrollen. Das Betrügen ist schwieriger geworden, die Proben werden eingefroren und können auch noch Jahre später ein zweites oder drittes Mal analysiert werden. Der internationale Leichtathletik-Verband hat beispielsweise Russland mit dem Ausschluss hart angepackt. Vom entschlosseneren Vorgehen bei der Dopingbekämpfung profitiert die Schweiz, wo das Thema Dopingprävention einen hohen Stellenwert hat und es mit der Stiftung Antidoping Schweiz eine kompetente und unabhängige Kontrollinstanz gibt.
Die Leichtathletik – die zwar global mit Problemen und um die Gunst des Publikums kämpft – hat in der Schweiz wieder eine Grösse erreicht, die vieles vereinfacht. Wenn die Lawine mal rollt, dann rollt sie. Beispielhaft dafür steht die Frauen-Staffel, die zusammen mit Lea Sprungers 5. Rang für den Höhepunkt in London sorgte. „Wir haben einen tollen Team-Geist. Wir haben wirklich Lust, etwas Gutes zu machen“, sagte die Schlussläuferin Salomé Kora. „Es macht einfach Spass und jede junge Läuferin will es in diese Staffel schaffen.“
Vorfreude auf EM in Berlin
Die Schweizer Athletinnen und Athleten bewiesen mit ihren Leistungen, dass sie international mithalten und vereinzelt sogar um Finalplätze mitreden können. Das lässt Hoffnung im Hinblick auf die Europameisterschaften 2018 in Berlin aufkommen. Auf Stufe EM kann das Schweizer Team auch um Medaillen kämpfen, was 2016 in Amsterdam mit der besten EM-Bilanz aller Zeiten (5 Medaillen) eindrücklich gelang.
Grosses Interesse im Fernsehen und in den sozialen Medien
Erfreulich ist für die Schweizer Leichtathletik auch das steigende Interesse der Medien. Das Schweizer Fernsehen berichtete täglich während mehrerer Stunden live von der WM und zeigte diverse Hintergrundberichte und Interviews. Dieser grosse Aufwand wurde vom Publikum mit erfreulich hohen Einschaltquoten honoriert. Ausserdem berichtete rund ein Dutzend Zeitungs-Journalisten aus London. Ein so grosses Medieninteresse gab es in den letzten Jahren nie. Hinzu kommt ein grosses Interesse der Fans in den sozialen Medien (Facebook und Twitter).
Link zu den Bildergalerien von athletix.ch
(fre/SDA)