Mit Géraldine Ruckstuhl (STV Altbüron) und Caroline Agnou (SATUS Biel-Stadt) starten am Samstagmorgen zwei Siebenkämpferinnen in London, die zu Beginn der Saison die Teilnahme an den Weltmeisterschaften nicht auf der Rechnung hatten.
Der Schweizer Rekord im Siebenkampf von Corinne Schneider aus dem Jahr 1985 (6265 Punkte) hatte vielen Angriffen standgehalten. Bis diesen Sommer gleich zwei grossgewachsene, eher kräftige und vor allem vielseitige Athletinnen auftauchten. Ende Mai im Mehrkampf-Mekka Götzis fiel Schneiders Marke nach 32 Jahren unerwartet. Die erst 19-jährige Géraldine Ruckstuhl schlug dabei gleich drei Fliegen auf einen Streich: Schweizer Rekord mit 6291 Punkten, Schweizer Rekord im Speerwerfen (58,31 m) und WM-Qualifikation.
Die Leistungen der Luzernerin wurden durch deren Vorgeschichte zusätzlich aufgewertet. Ihr gelang nach einem Drama eine Traum-Rückkehr. Im März 2016 hatte ihre sportliche Karriere für kurze Zeit auf der Kippe gestanden. Beim Training in Magglingen strauchelte sie über eine Hürde und fiel auf das nächste, am Boden liegende Hindernis. Die aufstehende Metallstange quetschte ihren Bauch.
Was zunächst harmlos aussah, weil der Sturz äusserlich keine Wunde hinterliess, entpuppte sich als medizinischer Ernstfall: Innere Verletzung, ein Loch im Darm mit Blutverlust, Notoperation. Die junge Athletin hätte verbluten können, ausserdem bestand die Gefahr einer schweren Infektion. Die Ärzte mussten Ruckstuhl bei einem delikaten Eingriff ein Stück Dünndarm entfernen. 14 Monate nach diesem Zwischenfall meldete sich die Luzernerin mit einem Exploit zurück.
Grosse Genugtuung für Caroline Agnou
Mitte Juli folgte ein nächster Coup, aber nicht von Ruckstuhl. Die Bielerin Caroline Agnou gewann an den U23-Europameisterschaften im polnischen Bydgoszcz die Goldmedaille und steigerte den Schweizer Rekord auf 6330 Zähler. Die Genugtuung war auch bei ihr gross, denn Agnou musste nach dem U20-EM-Titel 2015 im Olympiajahr 2016 ein Tief mit Verletzungen durchmachen.
Die Seeländerin blieb allerdings nicht lange Rekordhalterin, genau genommen eine Woche. Ruckstuhl setzte punktemässig beim Gewinn der Silbermedaille an den U20-EM in Grosseto noch einen drauf. 6357 Zähler stehen neu als Schweizer Bestleistung.
Herausforderung, nicht Druck
Die geplanten Saisonhöhepunkte sind für beide Athletinnen vorbei, aber der eigentliche steht nun noch bevor. Im Training der letzten Wochen ging es darum, die Form zu konservieren. „Die Atmosphäre geniessen, Hopp Schwiiz, dann geht das schon“, sagte Ruckstuhl. Dass sie und Agnou nun auf stärkere Gegnerinnen treffen werden, sehen sie als tolle Herausforderung – nicht als Druck, sondern als Antrieb. Dieser erreichte bereits einen ersten Höhepunkt. Beim Pasta schöpfen im Hotel, das die Schweizer unter anderen mit der Delegation aus Jamaika teilen, stand auf einmal Usain Bolt neben Ruckstuhl. „Wenn er beim Essen an Dir vorbei läuft, ist das pure Motivation“, meinte Agnou.
Täglich live im Schweizer Fernsehen
Das Schweizer Fernsehen (SRF, RTS und RSI) berichtet täglich live von den Weltmeisterschaften in London. Mit rund 50 Stunden Live-Leichtathletik kommen die Fans in den Genuss eines so umfassenden WM-Services wie noch nie.
Swiss Athletics wird nebst den Newsmeldungen auf der Verbands-Website auch auf Facebook und Twitter ausführlich über das Schweizer WM-Team berichten. Fotos des Schweizer Teams gibt es auf der Website von athletix.ch.
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(SDA/fre)