Simon Ehammer (Photo: athletix.ch)
Simon Ehammer (Photo: athletix.ch)

Simon Ehammer krönt sich in Belgrad mit WM-SILBER

Der Siebenkämpfer Simon Ehammer sorgte am zweiten Tag der Hallen-WM in Belgrad (SRB) für das Schweizer Glanzlicht: Mit fantastischen 6363 Punkten gewann er Silber und verbesserte seinen Schweizer Rekord um nicht weniger als 105 Punkte. Andri Oberholzer brillierte im gleichen Wettkampf mit Platz 5, die Stabhochspringerin Angelica Moser wurde undankbare Vierte.

Mit 22 Jahren gewann Simon Ehammer (TV Teufen) seine erste Medaille bei einem Grossanlass der Elite. Der Appenzeller überzeugte am zweiten Tag insbesondere im Stabhochsprung. Dort gelang ihm mit 5,10 m ein persönlicher Bestwert. Ehammer liess sich an den zwei Tagen gleich in drei Disziplinen einen Hausrekord notieren. Am Freitag erreichte er über 60 m (6,72) und im Hochsprung (2,02 m) eine Bestmarke, am Samstag legte er mit dem Stab nach. Zusammen mit den 8,04 m im Weitsprung, den 14,23 m im Kugelstossen, den 7,75 Sekunden über 60 m Hürden und 2:53,54 Minuten über 1000 m ergab dies den Schweizer Rekord von 6363 Zählern. In der Jahres-Weltbestenliste liegt er damit an 3. Position.

Diese Marke ist so gut, dass selbst der Olympiasieger Damian Warner um Gold zittern musste. Der Athlet aus Kanada geriet nach 4,90 m im Stabhochsprung in die Defensive und lag vor dem abschliessenden 1000-m-Lauf umgerechnet zwei Sekunden hinter dem Schweizer. Doch Warner kompensierte dieses Handicap problemlos. Er absolvierte den Tausender rund 14 Sekunden schneller als sein Herausforderer. In der Endabrechnung kam er auf 6489 Punkte.

Ehammer, der U20-Europameister von 2019 im Zehnkampf, münzte sein Potenzial erstmals an einem Elite-Grossanlass in Zählbares um. Zunächst machte ihm die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Die tollen Resultate im Sommer 2020 – mit 8231 Zählern im Zehnkampf fehlten dem damals 20-Jährigen bloss 13 Punkte zum Schweizer Rekord – zählten nicht für die Selektion für die Olympischen Spiele in Tokio (JAP), weil die Qualifikationsperiode aus Gründen der Chancengleichheit ausgesetzt worden war.

Im vergangenen Winter machte sich Ehammer, der seit Jahren von den Brüdern Karl und René Wyler trainiert wird, gleich zweimal mit einem Nuller im Stabhochsprung ein Top-Resultat zunichte. So vergab er in der sechsten Disziplin auch eine Medaille an der Hallen-EM in Torun. Im Sommer verpasste er die Qualifikation für Tokio, wurde jedoch in Tallinn (EST) U23-Europameister im Weitsprung. «In Belgrad bin ich vor allem im Hochsprung und Stabhochsprung stolz auf meine Leistung. Ich habe gezeigt, dass ich wieder der alte Ehammer bin», betonte er.

Glanzleistung von Andri Oberholzer
Neben Ehammer bot auch Andri Oberholzer (Amriswil-Athletics) einen starken Wettkampf. Der Thurgauer tauchte zum Schluss auf Platz 5 und hob seine Bestmarke auf 6099 Zähler an. In drei Disziplinen überzeugte er mit persönlichen Bestleistungen und verdeutlichte mit seinem Glanzresultat, wozu er imstande ist, wenn es ihm gelingt, sein Leistungsvermögen abzurufen.

Angelica Moser undankbare Vierte
Die Hallen-Europameisterin Angelica Moser (LC Zürich) verpasste eine Medaille nur knapp. Der Stabhochspringerin reichten 4,60 m im ersten Versuch zu Platz 4. Die Zürcherin durfte lange auf Bronze hoffen. Sie lag im 3. Zwischenrang, als die Slowenin Tina Sutej im dritten Anlauf 4,70 m doch noch meisterte. Moser war mit einer Saisonbestleistung von 4,66 m nach Belgrad gereist. Ihren Bestwert hatte sie vor einem Jahr an der Hallen-EM in Torun (POL) aufgestellt, wo sie die Goldmedaille nach überquerten 4,75 m in Empfang nahm. Für Bronze in Belgrad waren 4,75 m im ersten Versuch erforderlich. «Eigentlich müsste ich zufrieden sein, wenn ich an die Vorgeschichte dieser Saison denke. Aber ein 4. Platz ist natürlich immer ärgerlich», so die Athletin, die im letzten August einen schweren Trainingssturz hatte.

Ditaji Kambundji im Final gestürzt
Die Bahn 8 brachte 24 Stunden nach Weltmeisterin Mujinga Kambundji ihrer Schwester Ditaji Kambundji (STB) kein Glück. Im Final über 60 m Hürden hängte die jüngste der Kambundji-Schwestern an der zweiten Hürde an und kam zu Fall. Es ist nicht das erste Mal, dass ihr dieses Malheur passierte. Im letzten August an der U20-WM in Nairobi (KEN) stolperte sie in Führung liegend am vierten Hindernis. Als Trost blieb der 19-jährigen Bernerin in Belgrad der Schweizer Rekord. Diesen hatte sie im Halbfinal auf 7,89 Sekunden gesenkt. Im Final wären 7,87 Sekunden für eine Medaille nötig gewesen. Dass sie auch in diesem schwierigen Moment den Medien Red und Antwort stand, spricht für den Charakter und die professionelle Einstellung der U20-Europameisterin.

Pech bekundete Noemi Zbären (SK Langnau), die den Final um einen Hundertstel verpasste. Die WM-Sechste von 2015 in Peking (CHN) findet nach Jahren geprägt von Verletzungen wieder zu alter Stärke zurück. Die 7,95 Sekunden im Vorlauf bedeuten für die 28-jährige Emmentalerin eine persönliche Bestleistung. Auf ihren Leistungen in dieser Hallensaison lässt es sich für den Sommer aufbauen.

Am Sonntag stehen mit dem 3000-m-Läufer Jonas Raess (LC Regensdorf), dem Hürdensprinter Finley Gaio (SC Liestal) und dem Hochspringer Loïc Gasch (US Yverdon) noch drei Schweizer Athleten im Einsatz.

Live im Schweizer Fernsehen
Das Schweizer Fernsehen (SRF, RTS, RSI) berichtet an allen drei Wettkampftagen live von der Hallen-WM (TV und/oder online). Athletix.ch, der Fotopartner von Swiss Athletics, publiziert täglich aktuelle Bilder der Schweizer Athletinnen und Athleten. Swiss Athletics berichtet auf Instagram, Facebook und Twitter ausführlich über die Hallen-WM.

Belgrad (SRB). Hallen-WM (2. Tag, Abend-Session). Männer. Siebenkampf Schlussstand: 1. Damian Warner (CAN) 6489. 2. Simon Ehammer (SUI) 6363 (Schweizer Rekord, bisher Ehammer 6258/Einzelresultate: 60 m 6,72; Weit 8,04 m; Kugel 14,23 m; Hoch 2,05 m; 60 m Hürden 7,75; Stab 5,10; 1000 m 2:53,54). Ferner: 5. Andri Oberholzer (SUI) 6099 (7,00; 7,57 m; 14,76 m; 1,99 m; 8,13; 5,00 m; 2:43,61). – Frauen. 60 m Hürden. Final: Ditaji Kambundji (SUI). Halbfinals. 1. Serie: 3. Noemi Zbären (SUI) 8,01. 2. Serie: 2. Kambundji 7,89 (Schweizer Rekord, bisher Kambundji 7,94). Kambundji im Final, Zbären ausgeschieden. Stab: 1. Sandi Morris (USA) 4,80. Ferner: 4. Angelica Moser (SUI) 4,60.

Link zur Bildergalerie von athletix.ch

Link zur Übersicht der Schweizer Einsätze

Link zu den Medaillen-Statistiken von Swiss Athletics

(fre/SDA)