Mujinga Kambundji (Photo: athletix.ch)
Mujinga Kambundji (Photo: athletix.ch)

Mujinga Kambundji beendet die WM-Saison in «freudiger Erwartung»

Die aktuelle 60-m-Weltmeisterin und 200-m-Europameisterin Mujinga Kambundji erwartet im Herbst 2025 ihr erstes Kind. Ihre Sprintkarriere will die schnellste Frau der Schweiz als Mutter fortsetzen und 2028 in Los Angeles (USA) an ihren fünften Olympischen Spielen starten.

Familienmensch Mujinga Kambundji (STB), selbst aufgewachsen mit drei Schwestern, hat nie einen Hehl aus ihrem Kinderwunsch gemacht. Nun ist es so weit: «Florian (Clivaz) und ich freuen uns riesig, dass wir im Herbst erstmals Eltern werden», gab die 32-jährige Bernerin am Freitag bekannt.

Wettkampf-, aber keine Trainingspause
Nach ihrer bislang erfolgreichsten Hallensaison – gekrönt durch EM-Silber und WM-Gold vergangenen März – eröffnete Mujinga Kambundji ihre Outdoorsaison Ende April in Xiamen über 200 m. Auf das zweite Meeting der Diamond League in Shanghai/Keqiao verzichtete die zweifache 60-m-Weltmeisterin.

Und auch vor Wochenfrist trat die Schweizer Rekordsprinterin in Doha über 100 m nicht mehr im Vollbesitz ihrer Kräfte an. «Im Training fühlte ich mich sehr lange sehr fit und aus medizinischer Sicht hätte nichts dagegen gesprochen, noch ein paar Wettkämpfe zu bestreiten. Doch in den letzten Wochen spürte ich, wie sich das Körpergefühl durch die Schwangerschaft verändert und mir im Rennen schlicht die Substanz fehlt.»

Ziel: EM-Titelverteidigung 2026 und Olympiafinal 2028
Vor diesem Hintergrund entschied sich Mujinga Kambundji gemeinsam mit dem Medical Staff der Hirslanden-Gruppe, die WM-Saison 2025 vorzeitig zu beenden. «In Rücksprache mit den Spezialisten werde ich belastungsangepasst weitertrainieren, um mein Fitnessniveau möglichst lange zu erhalten. Wenn alles klappt, möchte ich eine ‹leere Saison› unbedingt vermeiden und nächstes Jahr auf die Bahn zurückkehren.»

Noch mehr: Mujinga Kambundji strebt 2028 in Los Angeles ihre fünfte Olympiateilnahme an. «Wir werden nichts überstürzen, aber das Ziel ist, schon 2026 wieder kompetitiv zu sein», bekennt die zweifache Welt- und dreifache Europameisterin, die in der Vergangenheit durch ihre beispiellose Konstanz bestach und seit 2022 jedes Jahr mindestens einen kontinentalen oder globalen Titel gewonnen hat. Als 200-m-Titelverteidigerin kann sie nächste Saison an der EM in Birmingham eine «Wildcard» in Anspruch nehmen. «2027 ist wieder ein WM-Jahr und 2028 würde ich gerne ein drittes Mal in Folge im 100-m-Olympiafinal stehen», plant die elffache internationale Medaillengewinnerin langfristig.

Erfolgreiche Mütter im Sprint
In ihrem Vorhaben bestärkt wird die erfolgreichste Schweizer Leichtathletin der Geschichte von namhaften Beispielen, die ihre Spitzensportkarriere nach der Mutterschaft nicht nur fortgesetzt, sondern nochmals richtiggehend lanciert haben. «Shelly-Ann Fraser-Pryce (38) und Nia Ali (36) haben in den letzten Jahren trotz fortgeschrittenen Sprintalters bewiesen, was als Mutter möglich und machbar ist», zollt die 32-jährige Dauersprinterin ihren immer noch explosiven und blitzschnellen Disziplinenkolleginnen Respekt.

Als Mujinga Kambundji 2019 in Doha WM-Bronze über 200 m errang, strahlte Fraser-Pryce über 100-m-Gold mit ihrem zweijährigen Sohn auf dem Arm. 2021 durchmass die jamaikanische «Mommy Rocket» die 100 m (10,60 Sekunden) in Lausanne schneller denn je und kürte sich 2022 in Eugene zum zehnten Mal zur Weltmeisterin. Im selben Jahr siegte sie beim Diamond-League-Final in Zürich mit Meetingrekord (10,65). Ebenfalls in Doha 2019 feierte Indoor-Weltmeisterin Nia Ali ihre globale Titelpremiere über 100 m Hürden – und das keine 16 Monate nach der Geburt ihres zweiten Sprosses. Ihre persönliche Bestzeit (12,30 Sekunden) erzielte die US-Hürdensprinterin gar erst im letzten WM-Jahr 2023 – als nunmehr dreifache Mutter, wobei sie zwei Kinder mit dem kanadischen 200-m-Olympiasieger Andre De Grasse hat.

Vorfreude auf das neue Kapitel
Gerade Alis Geschichte zeige, «dass man Familie und sportliche Höchstleistung mit dem passenden Umfeld und guter Organisation miteinander vereinen kann», ist Mujinga Kambundji überzeugt. Umso grösser sei die Vorfreude, mit der sie ihrer zukünftigen Doppelrolle entgegenblicke: «Ich freue mich extrem auf das neue Kapitel in meiner Karriere. Allein die Vorstellung, als Athletin und Mami an Grossanlässen anzutreten, löst nochmals eine Riesenportion Extraenergie in mir aus.»

(pd)