Die Hürdensprinterin Ditaji Kambundji (STB) sorgte am Sonntag an der Hallen-WM in Nanjing (CHN) für den krönenden Abschluss aus Schweizer Sicht: In 7,73 Sekunden gewann sie hinter Weltrekordhalterin Devynne Charlton (7,72) mit der zweitbesten Zeit ihrer Karriere Silber! Swiss Athletics blickt dank insgesamt vier Medaillen auf die erfolgreichste Hallen-WM der Geschichte zurück.
Die 22-jährige Bernerin bestätigte ihren Europarekord beim EM-Goldlauf von Apeldoorn (NED, 7,67) mit dem zweitbesten Wert ihrer Karriere. Sie musste für die Medaille eine sehr starke Leistung zeigen, denn die Top 6 waren nur durch vier (!) Hundertstel getrennt. Entsprechend gross war ihre Freude über ihre erste Medaille an einer Weltmeisterschaft. Und dies ziemlich genau 24 Stunden nachdem ihre zehn Jahre ältere Schwester Mujinga zum zweiten Mal Hallen-Weltmeisterin über 60 m geworden war.
Dieser Exploit brachte Ditaji Kambundji bereits ihre fünfte Medaille an Grossanlässen generell ein, allerdings die erste bei einem globalen Titelkampf. «Ich sehe das nicht als selbstverständlich an», gab sich die aktuell Jahresschnellste, deren Haupttrainer Florian Clivaz ist, bescheiden.
Im Rennen habe sie das herausgeholt, was sie konnte. «Für Gold hätte es noch ein bisschen mehr gebraucht», so die Bernerin. Dieses «bisschen» kommt in diesem Fall einer einzelnen Hundertstelsekunde gleich. Kaum zu glauben: 0,02 Sekunden langsamer, und Kambundji hätte das Podest verpasst. «Es war ein guter, aber nicht der perfekte Lauf, wenn man ihn zum Beispiel mit Apeldoorn vergleicht. Ich werde wohl ein paar Dinge sehen, die ich hätte besser machen können», analysierte die 22-Jährige weiter.
Somit geht Kambundji mit Gold, Silber und viel Selbstvertrauen aus der Hallensaison. Nach Nanjing gönnt sie sich erstmal eine Woche Ferien. «Dann geht es weiter mit den Trainings. Ich freue mich unglaublich fest auf den Sommer.»
Audrey Werro mit Schweizer Hallenrekord Vierte
Besonders emotional war der letzte WM-Tag für die 800-m-Läuferin Audrey Werro (CA Belfaux). Vor zwei Wochen war sie im EM-Final in Apeldoorn 100 m vor dem Ziel in vielversprechender Position gestürzt – nun zeigte sie eine beeindruckende Reaktion und lief in 1:59,81 Minuten auf Platz 4. Eingangs Zielgerade lag die 20-jährige Freiburgerin noch auf dem Bronzeplatz, wurde dann jedoch auf den letzten Metern von der Portugiesin Patricia Silva abgefangen.
Ihre erste WM-Medaille bei den Aktiven verpasste die zweifache U20-Europameisterin und U20-WM-Zweite von 2022 um lediglich 1 Hundertstel. Grund zum stolz sein hat sie aber zweifellos: Erstmals ist sie in der Halle unter 2 Minuten gelaufen und ihre Zeit ist sowohl ein Schweizer Hallenrekord (bisher Lore Hoffmann 2:00,06 im Halbfinal der Hallen-WM 2024 in Glasgow) als auch ein U23-Hallen-Europarekord.
Enttäuschung für Simon Ehammer: Platz 9
Simon Ehammer (TV Teufen) sprach im Vorfeld der WM davon, seinen Schweizer Hallenrekord von 8,26 m angreifen zu wollen. Im Wettkampf lief es dem 25-jährigen Appenzeller dann aber gar nicht nach Wunsch. Mit 7,99 m kam der Medaillenanwärter nicht über den 9. Platz hinaus. Simon Ehammer wäre jedoch nicht Simon Ehammer, wenn er mit seinem Trainerteam nicht die richtigen Schlüsse aus dieser Erfahrung ziehen würde, um im Sommer wieder auf Topniveau angreifen zu können. Bereits Ende April hat er in Brescia (ITA) seinen ersten Zehnkampf der Saison geplant.
Die beste Schweizer Bilanz aller Zeiten
Das elfköpfige Schweizer Team in Nanjing gewann nicht weniger als vier Medaillen, was die beste Bilanz aller Zeiten ist. Bisheriger Bestwert waren drei Medaillen 2022 in Belgrad (SRB, 1x Gold, 2x Silber). In den Statistiken kommen die Hallen-WM-Medaillen 12 bis 15 hinzu. Im Medaillenspiegel beendete die Schweiz die WM im grossartigen 7. Rang.
Die nächste Hallen-WM findet 2026 in Torun (POL) statt.
Nanjing (CHN). Hallen-WM (3. Tag, Abendsession). Männer. Weit: 9. Simon Ehammer (TV Teufen) 7,99. – Frauen. 60 m Hürden: 1. Devynne Charlton (BAH) 7,72. 2. Ditaji Kambundji (STB) 7,73. 3. Ackera Nugent (JAM) 7,74. Halbfinals. 3. Serie: 2. Ditaji Kambundji 7,76. Kambundji im Final. – 800 m. 4. Audrey Werro (CA Belfaux) 1:59,81 (Schweizer Hallenrekord, bisher Lore Hoffmann 2:00,06).
Link zu den Bildergalerien von athletix.ch
Link zur Leichtathletik-Seite von SRF Sport
(fre)