Simon Ehammer (Photo: athletix.ch)
Simon Ehammer (Photo: athletix.ch)

Schweizer Team will in Paris auf der olympischen Bühne bestehen

An den Olympischen Spielen in Paris (FRA) können sich die Fans auf zehn Tage hochstehende Leichtathletik-Wettkämpfe freuen. 33 Athletinnen und Athleten – unter ihnen sieben EM-Medaillengewinner – wollen auf höchstem internationalem Niveau Bestleistungen abliefern. Das Schweizer Fernsehen ist täglich live dabei!

Knapp zwei Monate nach den äusserst erfolgreichen Europameisterschaften in Rom (ITA), an denen die Schweizer Delegation die Rekordzahl von neun Medaillen gewann, folgt in der französischen Hauptstadt mit den Olympischen Spielen das zweite grosse Saisonhighlight. Mit 33 Athletinnen und Athleten ist die Schweizer Leichtathletik-Delegation dort so gross wie noch nie bei Olympischen Spielen.

Das Team von Swiss Athletics ist jedoch nicht nur gross, sondern auch ambitioniert. Zu den Athletinnen und Athleten in der Paris-Delegation gehören sieben Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinner der EM: die Sprint-Cracks Mujinga Kambundji (STB), Timothé Mumenthaler (Stade Genève) und William Reais (LC Zürich), die Hürdenspezialisten Ditaji Kambundji (STB) und Jason Joseph (LC Therwil), die Stabhochspringerin Angelica Moser (LC Zürich) und der Weitspringer Simon Ehammer (TV Teufen). Sie wollen die Olympiabühne nutzen, um zu zeigen, dass sie auch auf Weltniveau bestehen können. Es versteht sich indes von selbst, dass Spitzenplätze an Olympischen Spielen deutlich schwieriger zu erreichen sind als an Europameisterschaften. Alleine der Vorstoss in einen Final ist aus Schweizer Sicht als Spitzenleistung zu werten.

Die Tatsache, dass seit dem Kugelstosser Werner Günthör 1988 in Seoul (KOR) kein Schweizer Leichtathlet auf einem Olympiapodest gestanden ist, illustriert, wie schwierig olympische Medaillenträume in der Leichtathletik zu verwirklichen sind.

Vierte Olympiateilnahme für Mujinga Kambundji
Die erfahrenste Athletin im Schweizer Leichtathletik-Team ist die Sprinterin Mujinga Kambundji (STB), die nach 2012 in London (GBR), 2016 in Rio de Janeiro (BRA) und 2021 in Tokio (JPN) zum vierten Mal bei Olympischen Spielen startet. Die zweifache Europameisterin über 200 m tritt im Stade de France über 100 und 200 m an und steht auch der 4×100-m-Staffel zur Verfügung. Sowohl über 100 m (10,90, Nummer 1 der europäischen Saisonbestenliste) als über 200 m (22,42) weist die 32-jährige Bernerin vielversprechende Saisonbestzeiten aus. Über 100 m ist die Schweiz dank Kambundji, Salomé Kora (LC Brühl, PB 10,95), die kürzlich erstmals unter 11 Sekunden gelaufen ist, und Géraldine Frey (LK Zug) wie schon in Tokio mit drei Athletinnen vertreten. Die 100-m-Sprinterinnen sind am Freitag die ersten Schweizer Leichtathletinnen, die ins Wettkampfgeschehen eingreifen.

Im 200-m-Sprint der Männer sind mit Europameister Timothé Mumenthaler (Stade Genève), dem EM-Dritten William Reais (LC Zürich) und Felix Svensson (Versoix Athlétisme) ebenfalls drei Schweizer am Start. Dies verdeutlicht die gegenwärtige Stärke der Sprintnation Schweiz sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern.

Drei Schweizerinnen über 800 m
Über 800 m ist das Leistungsniveau hierzulande momentan so hoch wie noch nie. An den Schweizer Meisterschaften Ende Juni in Winterthur blieben sensationell gleich vier (!) Athletinnen unter der Olympialimite und sorgten damit für eine Sternstunde der Schweizer Leichtathletik. Pro Land und Disziplin sind jedoch maximal drei Athletinnen/Athleten startberechtigt und die Selektionskommission von Swiss Athletics vergab die Startplätze in Paris an Rachel Pellaud (FSG Bassecourt), Audrey Werro (CA Belfaux) und Valentina Rosamilia (BTV Aarau), die ab Freitag die Schweizer Farben vertreten werden.

Was liegt für Ditaji Kambundji und Jason Joseph drin?
In den Hürdensprints sind mit Ditaji Kambundji (STB) und Jason Joseph (LC Therwil) die Schweizer Rekordhalter am Start. In Rom gewann die Bernerin mit U23-Europarekord Silber, der Baselbieter durfte sich Bronze umhängen lassen. Kambundji bekundete in den letzten Wochen Hamstring-Beschwerden, kann mittlerweile aber wieder voll belasten. An der letztjährigen WM in Budapest (HUN) qualifizierten sich Kambundji und Joseph für den Final und dieser ist auch in Paris ihr Ziel.

Zu den Athleten, die hervorragend in Form sind, gehört der 400-m-Sprinter Lionel Spitz (Adliswil Track Team). Er kam an der SM in 45,01 Sekunden bis auf 2 Hundertstel an den Schweizer Rekord von Mathias Rusterholz heran und hat sich diese Marke nun für Olympia vorgenommen.

Angelica Moser und Simon Ehammer in Topform
In den technischen Disziplinen hat die Schweiz mehrere heisse Eisen im Feuer. Die Stabhochsprung-Europameisterin Angelica Moser (LC Zürich) ist in der Form ihres Lebens und überzeugt mit Konstanz auf höchstem Niveau. Anfang Juni wurde sie in Rom Europameisterin, einen Monat später verbesserte sie in Monaco ihren Schweizer Rekord auf 4,88 m. Nur eine Athletin weltweit ist in dieser Saison höher gesprungen, was die vielversprechende Ausgangslage für Moser verdeutlicht.

Simon Ehammer (TV Teufen) tritt wie in Rom auch in Paris im Weitsprung an. Mit einer Saisonbestleistung von 8,41 m ist auch er die Nummer zwei der Jahres-Weltbestenliste. Nach Bronze an der WM 2022 in Eugene (USA) und an der EM in Rom will der letztjährige Diamond-League-Sieger nun auch in Paris nach einer Medaille greifen.

Für einen Exploit gut ist ausserdem die Siebenkämpferin Annik Kälin (AJ TV Landquart). Sie tritt mit einer Saisonbestleistung von 6506 Punkten – nur 9 Punkte unter ihrem Schweizer Rekord – an und will nach Platz 4 an der EM auch im Olympiawettkampf ein Spitzenresultat erzielen.

Drei Staffeln im Einsatz
Erfreulicherweise ist die Schweiz im Stade de France mit drei Staffeln vertreten. Das ist für die Schweizer Leichtathletik ein Novum. An den World Relays Anfang Mai in Nassau (BAH) schafften die Frauen über 4×100 m und 4×400 m sowie das Mixed-Team über 4×400 m die Olympiaqualifikation. Nach Rang 4 vor drei Jahren in Tokio wollen die 4×100-m-Sprinterinnen auch diesmal in den Final vorstossen.

Erstmals mit Repechage Round
Eine Neuerung, die der Leichtathletik-Weltverband World Athletics im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris eingeführt hat, ist die sogenannte Repechage Round. In den Laufdisziplinen zwischen 200 und 1500 m (inklusive Hürden) gibt es in den Vorläufen keine kleinen q mehr. Eine bestimmte Anzahl Athletinnen und Athleten kommt direkt weiter, alle anderen bekommen in der Repechage Round eine zweite Chance, sich für die Halbfinals zu qualifizieren.

Zwei Läuferinnen und zwei Läufer im Marathon
Die Marathons finden am Wochenende des 10./11. August auf einem coupierten Kurs statt. Sowohl am Samstag bei den Männern als auch am Sonntag bei den Frauen ist die Schweiz doppelt vertreten. Der Schweizer Rekordhalter Tadesse Abraham (LC Uster) steht bereits vor seinem dritten Olympiamarathon. 2016 in Rio (BRA) verdiente er sich sogar ein olympisches Diplom. Nachdem er im März in Barcelona (ESP) in 2:05:01 Stunden einen weiteren Landes-rekord aufgestellt hat, will er auf der Olympiabühne noch einmal glänzen, bevor er Ende Saison seine grossartige Karriere beenden wird.

Zu seiner Olympia-Premiere kommt derweil Matthias Kyburz (LC Basel). Der achtfache Weltmeister im Orientierungslauf lief im April in Paris seinen ersten Marathon und platzierte sich in diesem mit 2:07:44 Stunden sogleich an der dritten Position der ewigen Schweizer Bestenliste.

Die Schweizer Rekordhalterin Fabienne Schlumpf (TG Hütten) ist wie Tadesse Abraham zum dritten Mal bei Olympia dabei, wobei sie in Rio noch als Steeple-Läuferin im Einsatz stand. Vor drei Jahren brillierte Schlumpf in Sapporo (JPN) mit dem 12. Rang und tritt nun erneut in Topform an. Auch Helen Bekele (Stade Genève) ist in ihrem ersten Auftritt an Olympischen Spielen eine starke Leistung zuzutrauen.

Dominic Lobalu im Refugee Olympic Team
Der achte Athlet, der an der EM in Rom im Schweizer Dress auf dem Podest stand, ist der Langstreckenläufer Dominic Lobalu (LC Brühl). Der Europameister über 10’000 m und EM-Dritte über 5000 m tritt in Paris für das Refugee Olympic Team über 5000 m an. Diesem gehört mit dem 800-m-Läufer Musa Suliman (STB) ein zweiter in der Schweiz lizenzierter Leichtathlet an.

Täglich live im Schweizer Fernsehen
Das Schweizer Fernsehen (SRF, RTS und RSI) berichtet täglich umfassend über das Geschehen an den Olympischen Spielen und überträgt die Leichtathletik-Wettkämpfe live. Swiss Athletics berichtet sowohl in den sozialen Medien (Instagram und Facebook) als auch auf der Verbands-Website ausführlich über das Geschehen in Paris.

Die Übersicht mit allen Einsätzen des Schweizer Leichtathletik-Teams in Paris ist auf der Website von Swiss Athletics aufgeschaltet.

Paris (FRA). Olympische Spiele. Das Schweizer Leichtathletik Team. Männer. 200 m: Timothé Mumenthaler (Stade Genève), William Reais (LC Zürich), Felix Svensson (Versoix Athlétisme). – 400 m: Lionel Spitz (Adliswil Track Team). – 5000 m: Jonas Raess (LC Regensdorf). – 110 m Hürden: Jason Joseph (LC Therwil). – 400 m Hürden: Julien Bonvin (CA Sierre). – Weit: Simon Ehammer (TV Teufen). – Marathon: Tadesse Abraham (LC Uster), Matthias Kyburz (LC Basel).
Frauen. 100 m: Géraldine Frey (LK Zug), Mujinga Kambundji (STB), Salomé Kora (LC Brühl). – 200 m: M. Kambundji, Léonie Pointet (CA Riviera). – 800 m: Rachel Pellaud (FSG Bassecourt), Valentina Rosamilia (BTV Aarau), Audrey Werro (CA Belfaux). – 100 m Hürden: Ditaji Kambundji (STB). – 400 m Hürden: Yasmin Giger (LC Zürich). – Stab: Angelica Moser (LC Zürich), Pascale Stöcklin (Old Boys Basel). – Siebenkampf: Annik Kälin (AJ TV Landquart). – 4×100 m: Sarah Atcho-Jaquier (Lausanne-Sports), Frey, M. Kambundji, Kora, Pointet, Emma van Camp (Lausanne-Sports). – 4×400 m: Annina Fahr (LAC TV Unterstrass), Giger, Catia Gubelmann (LAC TV Unterstrass), Julia Niederberger (LA Nidwalden), Giulia Senn (LC Zürich), Lena Wernli (LC Zürich). – Marathon: Helen Bekele (Stade Genève), Fabienne Schlumpf (TG Hütten).
Mixed: Charles Devantay (Lausanne-Sports), Ricky Petrucciani (LC Zürich), Spitz; Fahr, Giger, Senn.

Link zur Übersicht der Schweizer Einsätze in Paris

Link zur Website von Swiss Olympic

Link zu den Grossanlass-Statistiken von Swiss Athletics

Link zur Website von SRF Sport

(fre)