Ditaji Kambundji (Photo: athletix.ch)
Ditaji Kambundji (Photo: athletix.ch)

Vier Medaillen für einen historischen Abend in Rom

Dieser Abend an der EM in Rom (ITA) geht in die Schweizer Leichtathletikgeschichte ein: Innert 60 Minuten gewannen Ditaji Kambundji Silber sowie Simon Ehammer, Jason Joseph und Dominic Lobalu Bronze. Damit sorgten sie für eine Sternstunde, die die Schweizer Leichtathletikfans so schnell nicht vergessen werden!

Wer diesen Abend im Römer Olympiastadion verpasst hat, ist selber schuld. Am Samstagabend schickte Swiss Athletics nicht weniger als fünf Athletinnen und Athleten mit realistischen Aussichten auf einen Podestplatz ins Rennen. Vier von ihnen performten im entscheidenden Moment so stark, dass sie sich eine der begehrten Medaillen schnappten. Vier Medaillen an einem EM-Abend: Das gab es zuvor noch nie!

Simon Ehammer: nach WM-Bronze auch EM-Bronze
Für den ersten Jubel sorgte Simon Ehammer (TV Teufen). Der Zehnkämpfer kann sich zum zweiten Mal über eine Weitsprung-Medaille an einer internationalen Meisterschaft freuen. Nachdem er am Freitag in der Qualifikation mit 8,41 m eine Jahres-Weltbestleistung aufgestellt hatte und bis auf 4 cm an seinen Schweizer Rekord herangekommen war, sprang er im Final 8,31 m weit. Damit sicherte er sich hinter dem griechischen Olympiasieger Miltiadis Tentoglou (8,65 m, Jahres-Weltbestleistung) und dem italienischen Shootingstar Mattia Furlani (8,38 m, U20-Weltrekord) Bronze. Bereits an der WM 2022 in Eugene (Oregon, USA) hatte der Appenzeller sensationell Bronze gewonnen (damals mit 8,16 m).

Silber für Ditaji Kambundji, Bronze für Jason Joseph
Die Schweizer Hürdenstars trumpften ebenfalls gross auf. Zunächst gewann Ditaji Kambundji (STB) im Final über 100 m Hürden Silber, wenige Minuten später doppelte Jason Joseph (LC Therwil) mit Bronze über 110 m Hürden nach.

Kambundji – als Führende der europäischen Saisonbestenliste angereist – musste sich einzig der Französin Cyréna Samba-Mayela geschlagen geben, die sensationelle 12,31 Sekunden lief. Kambundji lief nach 12,40 ein, womit sie ihren U23-Europarekord und ihren Schweizer Rekord um 7 Hundertstel verbesserte. Nach Bronze 2022 in München (GER) kann sie sich nun über Silber freuen. Entsprechend gross war ihr Lachen nach dem Rennen.

Joseph absolvierte vor der EM bloss ein Rennen auf seiner Paradestrecke, weil ihm seither muskuläre Probleme zu schaffen machten. Angesichts dieser Vorgeschichte ist Bronze für ihn ein Erfolg, auch wenn er deutlich schneller laufen kann – sein Schweizer Rekord beträgt 13,07 Sekunden. Gold sicherte sich der Italiener Lorenzo Ndele Simonelli (13,05) vor dem Spanier Enrique Llopis (13,16). Nach Gold an der Hallen-EM 2023 in Istanbul (TUR) steht der Baselbieter nun zum zweiten Mal an einem Grossanlass bei den Aktiven auf dem Podest.

Dominic Lobalu: erstmals im Nati-Dress, erstmals auf dem EM-Podest
Grosse Emotionen erlebte am Samstagabend auch Dominic Lobalu (LC Brühl). Der gebürtige Südsudanese darf an der EM in Rom erstmals für das Schweizer Nationalteam an den Start gehen und erfüllte sich gleich in seinem ersten Rennen den Wunsch nach einer Medaille. Lobalu verhielt sich während der zwölfeinhalb Bahnrunden taktisch geschickt und erkämpfte sich in 13:21,61 Minuten Bronze. Morgan Le Guen (Stade Genève) und Jonas Raess (LC Regensdorf) erreichten die Plätze 8 und 16, wobei Le Guens Leistung ein toller Exploit ist. Am Mittwoch wird Lobalu, wie auch Jonas Raess, auch über 10’000 m antreten.

Annik Kälin trotz drittbester Karriere-Leistung undankbare Vierte
Die Siebenkämpferin Annik Kälin (AJ TV Landquart) verliess das Olympiastadion mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits stellte sie mit 6490 Punkten die drittbeste Leistung ihrer Karriere auf, auf der anderen Seite landete die EM-Dritte von München 2022 als Vierte diesmal neben dem Podest. Dabei musste sie die Stärken ihrer Gegnerinnen neidlos anerkennen; von Bronze trennten sie mehr als 100 Punkte. Als Siegerin konnte sich die Belgierin Nafi Thiam feiern lassen, die mit 6848 Punkten einen Meisterschaftsrekord aufstellte.

Der Sprinter William Reais (LC Zürich) lief im ersten 100-m-Halbfinal in 10,32 Sekunden auf den 5. Platz und durfte sich über eine Schweizer Saisonbestzeit freuen. Das ist die 13.-beste Zeit aller 24 Halbfinalisten. Der schnelle Bündner wird in Rom auch noch über 200 m und mit der 4×100-m-Staffel im Einsatz stehen.

Julia Niederberger nachträglich in den Halbfinals
Erfreuliche Neuigkeiten gibt es für Julia Niederberger (LA Nidwalden). Die 400-m-Sprinterin hatte am Mittag die Halbfinals um einen Rang beziehungsweise 18 Hundertstel verpasst hatte, rutschte nachträglich in die Halbfinals nach. Dies wurde möglich, weil eine der Top-12-Athletinnen, die den Vorlauf nicht laufen mussten, sich vor den Halbfinals zurückgezogen hat (Replacement Policy).

Täglich live im Schweizer Fernsehen
Das Schweizer Fernsehen (SRF, RTS und RSI) berichtet täglich umfassend über das Geschehen an der EM und überträgt die Wettkämpfe live. Swiss Athletics berichtet sowohl in den sozialen Medien (Instagram und Facebook) als auch auf der Verbands-Website ausführlich über die EM.

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(fre)