Mujinga Kambundji (Photo: athletix.ch)
Mujinga Kambundji (Photo: athletix.ch)

Wahnsinn in Belgrad: Mujinga Kambundji ist WELTMEISTERIN!

Mujinga Kambundji (STB) hat der Schweizer Leichtathletik an der Hallen-WM in Belgrad (SRB) eine weitere Sternstunde geschenkt: Im 60-m-Final wurde die 29-jährige Bernerin in 6,96 Sekunden mit Schweizer Rekord sensationell HALLEN-WELTMEISTERIN!

Muijnga Kambundji und internationale Grossanlässe, das passt: Einmal mehr hat die Sprinterin im entscheidenden Moment zugeschlagen und den Schweizer Leichtathletikfans einen Freudenmoment beschert. Auf Bahn 8 lief sie allen Gegnerinnen davon und schnappte sich die erste internationale Goldmedaille ihrer Karriere. Nach Bronze 2018 in Birmingham (GBR) ist dies ihre zweite Medaille an einer Hallen-WM. In Kambundjis Indoor-Leistungsausweis kommt Bronze an den Hallen-Europameisterschaften 2017 in Belgrad hinzu. Damals war sie im Final Vierte geworden, nachdem eine Gegnerin nachträglich wegen Dopings disqualifiziert wurde, rückte sie nachträglich auf Platz 3 vor. Damals wurde sie um die Emotionen eines Medaillengewinns beraubt. Am Freitagabend war dies freilich anders.

Viertbeste Zeit in der Geschichte!
In unglaublichen 6,96 Sekunden verbesserte Kambundji den Schweizer Rekord, den sie gemeinsam mit der Hallen-Europameisterin Ajla Del Ponte (US Ascona) hielt, um 7 Hundertstel. Nur die Weltrekordhalterin Irina Privalova (RUS/6,92), Gail Devers (USA) und Marion Jones (USA) sind die 60 m jemals schneller gelaufen, was die historische Dimension dieses Exploits verdeutlicht. Somit kann die von Adrian Rothenbühler trainierte Athletin dem Sommer sehr zuversichtlich entgegenblicken. Dann werden die WM im Juli in Eugene (Oregon, USA) und die EM im August in München (GER) die grossen Highlights sein.

«Ich realisiere es wohl erst am Samstag mit der Medaille um den Hals», sagte Kambundji. «Ich wusste, dass ich sehr schnell laufen kann, aber eine solche Zeit hätte ich nicht erwartet!» Das hätte sie sich nie erträumt, zumal sie den Tag mit einem unbefriedigenden Vorlauf begonnen hatte und sie sich auch in den Halbfinals nicht als eine der Top-Favoritinnen aufdrängte. Im Final holte sie dann zum grossen Schlag aus.

Mujinga Kambundji, welche die beste Reaktionszeit auswies, distanzierte die zweitplatzierte Amerikanerin Mikia Brisco um drei Hundertstel, Bronze holte mit Marybeth Sant-Price (7,04) eine weitere Amerikanerin. Gleich vier Athletinnen erreichten diesen Wert, Sant-Price war die Glückliche. Die Favoritin Ewa Swoboda aus Polen ging um ein paar Tausendstel leer aus.

Für Mujinga Kambundji ist die Hallen-WM nun noch nicht vorbei. Am Samstag wird sie in der Halle ihre jüngste Schwester Ditaji Kambundji unterstützen, die über 60 m Hürden antritt. Die Medaillenübergabe findet um 17.40 Uhr vor Beginn der Abend-Session statt.

Die Schweizer Hymne wird zum dritten Mal an Hallen-Weltmeisterschaften ertönen. Julie Baumann hatte 1993 in Toronto (CAN) über 60 m Hürden triumphiert. Bei den Männern ist dieses Kunststück Werner Günthör im Kugelstossen geglückt – 1991 in Sevilla (ESP). Insgesamt war es für die Schweiz die achte Medaille an diesem Anlass.

Géraldine Frey um 1 Hundertstel am Final vorbei
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge konnte Géraldine Frey (LK Zug) die Arena verlassen. Nachdem sie im Vorlauf ihre persönliche Bestzeit um 4 Hundertstel auf 7,11 Sekunden verbessert hatte, lief sie im Halbfinal in 7,15 die zweitbeste Zeit ihrer Karriere. Ärgerlich für sie ist, dass sich zwei Athletinnen mit 7,14 Sekunden ein Finalticket schnappten und sie die erste Nicht-Finalistin war.

«Im ersten Moment bin ich enttäuscht, dass es nicht für den Final gereicht hat. Wenn ich die gleiche Zeit wie am Morgen gelaufen wäre, wäre ich dabei. Ich bin mir aber bewusst, dass ich auf meine Hallensaison stolz sein darf und freue mich auf die Freiluftsaison», sagte die Zugerin.

Entfesselter Simon Ehammer auf dem 2. Zwischenrang
Die beiden Schweizer Mehrkämpfer dürfen mit ihrem ersten Tag sehr zufrieden sein. Simon Ehammer (TV Teufen) und Andri Oberholzer (Amriswil-Athletics) sind nach vier Disziplinen auf den Positionen 2 und 9 klassiert. In der Abend-Session hatten sie im Hochsprung anzutreten, wo Oberholzer 1,99 m und Ehammer sogar 2,05 m meisterte. Damit totalisiert Ehammer nach Tag 1 3647 Punkte – das sind 47 mehr als bei seinem Ende Januar in Aubière (FRA) aufgestellten Schweizer Rekord. Vom Führenden Kanadier Damian Warner trennen den 22-jährigen Appenzeller lediglich 2 Punkte, was für den jungen Shootingstar eine grossartige Ausgangslage ist.

Oberholzer hat mit 3403 Punkten 57 Zähler Vorsprung auf seine Mitte Februar in Magglingen aufgestellte persönliche Bestleistung. Da ihm die Disziplinen des zweiten Siebenkampf-Tages in der Regel liegen, kann er am Samstag Kurs auf eine persönliche Bestleistung nehmen und womöglich in der Gesamtwertung die eine oder andere Position gutmachen.

Die Leistungen der beiden Ostschweizer sind beeindruckend: Ehammer stellte über 60 m und im Hochsprung persönliche Bestleistungen auf und übertraf im Weitsprung einmal mehr die 8-m-Marke, Oberholzer realisierte über 60 m und im Weitsprung persönliche Bestmarken. Am Samstag folgen die 60 m Hürden, der Stabhochsprung sowie der 1000-m-Lauf.

Live im Schweizer Fernsehen
Das Schweizer Fernsehen (SRF, RTS, RSI) berichtet an allen drei Wettkampftagen live von der Hallen-WM (TV und/oder online). Athletix.ch, der Fotopartner von Swiss Athletics, publiziert täglich aktuelle Bilder der Schweizer Athletinnen und Athleten. Swiss Athletics berichtet auf Instagram, Facebook und Twitter ausführlich über die Hallen-WM.

Belgrad (SRB). Hallen-WM (1. Tag, Abend-Session). Männer. Siebenkampf (Zwischenstand nach 4 Disziplinen): 1. Damian Warner (CAN) 3649. 2. Simon Ehammer (SUI) 3647 (Einzelresultate: 60 m 6,72; Weit 8,04 m; Kugel 14,23 m; Hoch 2,05 m). 9. Andri Oberholzer (SUI) 3403 (7,00; 7,57 m; 14,76 m; 1,99 m). – Frauen. 60 m. Final: 1. Mujinga Kambundji (SUI) 6,96 (Schweizer Rekord). Halbfinals. 2. Serie: 2. Kambundji 7,08. 3. Serie: 4. Géraldine Frey (SUI) 7,15.

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(fre/SDA)