Schweizer Fans an der EM 2016, Amsterdam (Photo: athletix.ch)
EM 2016, Amsterdam (Photo: athletix.ch)

„No Billag“: „Die Leichtathletik drohte, ins mediale Abseits zu geraten“

Die No-Billag-Initiative, über die das Schweizervolk am 4. März abstimmt, bewegt die Schweizer Sportwelt. Swiss Athletics setzt sich für die Ablehnung dieser radikalen Vorlage ein. Geschäftsführer Peter Bohnenblust erklärt die Gründe für diese Haltung.

Weshalb setzt sich Swiss Athletics für ein Nein zur No-Billag-Initiative ein?
Die Zeiten sind längst vorbei, als am Montag nach dem Quer durch Bern auf der Titelseite von Bund und Berner Zeitung ein viertelseitiger Bericht mit Foto erschien und die Resultate des Grand Prix von Bern in einer Sonderbeilage abgedruckt wurden. Die Schweizer Leichtathletik ist erst seit zwei Jahren wieder im Fokus der Medien. Zuvor gab es während 15 Jahren viel weniger Bewegtbilder der Schweizer Meisterschaften zu sehen. Ausschlaggebend dafür sind die Resultate und Emotionen unserer Schweizer Athleten, welche an der EM 2014 in Zürich von der SRG in die ganze Schweiz übertragen wurden. Ohne dieses mediale Echo wäre der Aufschwung der Schweizer Leichtathletik nur von Insidern wahrgenommen worden.

Warum ist die Präsenz im nationalen Fernsehen für die Schweizer Leichtathletik so wichtig?
Unsere Spitzenathletinnen stammen aus allen Sprachregionen der Schweiz. Mit der SRG haben wir einen nationalen Partner, welcher Sport-Produktionen in der ganzen Schweiz sicherstellt und auch koordiniert. So konnte der Finallauf unserer 4×100-m-Staffel der Frauen an der letztjährigen WM in London auf SRF, RTS und RSI mit Live-Kommentar verfolgt werden. Heute sind Fernsehen (on demand), Videos und Livestream die Medien, welche die grösste Reichweite entfalten. Dadurch werden unsere Athletinnen einer breiten Öffentlichkeit bekannt und für Sponsoren interessant. Aber auch unsere wichtigsten Schweizer Meetings sind darauf angewiesen, dass die SRG Bilder produziert und zeitnah ausstrahlt. Nur so sind wir in der Lage, auf dem Sponsoringmarkt zusätzliche Gelder für die Leichtathletik zu generieren und unsere Athleten auf dem Weg an die Spitze zu unterstützen.

Ist nicht damit zu rechnen, dass bei einem Ja zu „No Billag“ Private mehr über die Schweizer Leichtathletik berichten würden?
Ich schliesse nicht aus, dass ein Privatsender von Europa- und Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen berichten würde, wenn wir weiterhin erfolgreiche Athletinnen und Athleten am Start haben. Von den Schweizer Meisterschaften und den meisten anderen nationalen Meetings dürfte hingegen nur noch berichtet werden, wenn wir die Produktion von Bewegtbildern und Berichten auf eigene Initiative und Kosten sicherstellen – da müssen wir realistisch sein. Sollte die „No Billag“-Initiative angenommen werden, drohen Sportarten wie die Leichtathletik, die sich mit ihrer kurzen Saison und sporadischen Highlights für Pay-TV nicht eignen, gänzlich ins mediale Abseits zu geraten.

Im Rahmen einer Interviewserie nehmen vier Persönlichkeiten aus der Schweizer Leichtathletik zur No-Billag-Initiative Stellung. Teil 1: Jacky Delapierre. – Teil 2: Patrick Magyar. – Teil 3: Peter Bohnenblust.

L’intervista in italiano

(swa)