Kariem Hussein über 400 m Hürden und die Sprintstaffel der Frauen mit nationalem Rekord sorgten an der Athletissima in Lausanne für Schweizer Siege im Hauptprogramm. Lea Sprunger zeigte über 400 m Hürden ebenfalls eine starke Leistung.
Die Schweizer Frauen-Staffel setzte beim Diamond-League-Meeting Athletissima in Lausanne ein dickes Ausrufezeichen und verbesserte den Landesrekord über 4×100 m deutlich. Ajla Del Ponte (US Ascona), Sarah Atcho (Lausanne-Sports), Mujinga Kambundji (STB) und die Schlussläuferin Salomé Kora (LC Brühl) wurden in 42,53 Sekunden gestoppt. Damit wurde die alte nationale Bestmarke, aufgestellt vor einem Jahr an den Europameisterschaften in Amsterdam, um 34 Hundertstelsekunden unterboten. Die Schweizerinnen waren damals ohne die EM-Dritte Kambundji angetreten.
Kora sah beim TV-Interview mit SRF trotz des Rekords noch Luft nach oben bei den Wechseln. „Das war noch kein perfekter Lauf.“ Die Stimmung auf der Pontaise habe das Team aber gepusht. „Das ganze Stadion stand hinter uns, dieses positive Gefühl nehmen wir mit für den weiteren Verlauf der Saison.“
Die Schweizerinnen gewannen das Rennen souverän vor Brasilien und Holland. Letztere traten ohne Dafne Schippers an.
Lea Sprunger über 400 m Hürden in 54,29 Zweite
Ein strahlendes Schweizer Gesicht gab es auch im ersten Highlight des Hauptprogramms. Lea Sprunger (COVA Nyon) scheiterte mit ihrem Angriff auf den Schweizer Rekord von Anita Protti nur hauchdünn. Der Romande fehlten in 54,29 Sekunden 4 Hundertstel zum Coup. „Ich freue mich mega“, beteuerte Sprunger. „Viele reden jetzt vom Rekord. Aber wichtig war mir heute, dass ich mich im Diamond-League-Feld bestätige.“ Dies gelang der grossgewachsenen Schweizerin vorzüglich. Hinter der Amerikanerin Ashley Spencer (53,90) belegte sie den 2. Rang. In der Jahres-Weltbestenliste stiess Sprunger auf Platz 8 vor.
Somit bleibt die 52-jährige Protti, auch sie eine Lausannerin, noch in den Schweizer Bestenliste präsent, nachdem ihr vergangenen Sonntag der Rekord über 400 m flach durch Sprunger in La Chaux-de-Fonds entrissen wurde. Allerdings scheinen Prottis Tage als Rekordinhaberin gezählt, denn Sprungers Leistungssteigerung in diesem Jahr basiert auf der Umstellung des Schrittrhythmus. In der Olympiasaison 2016 lief sie noch im 15er-Takt – also immer mit dem gleichen Schwung- und Nachziehbein – über die 10 Hürden, was ihr die Bronzemedaille an den EM in Amsterdam eintrug. Mit ihrer Grösse von 1,83 m und der entsprechenden Schrittlänge fühlte sie sich zu Beginn des Rennens zu sehr in ein Korsett eingeschnürt. Ein Stop and go mit entsprechenden Energieverlust war die Folge.
Aus diesem Grund packte Sprunger auf diese Saison hin zusammen mit ihrem Trainer Laurent Meuwly die Umstellung an. 14 Schritte bis zur fünften Hürde, dann weiter wie bisher. Da Sprunger die Hürden nicht mit beiden Beinen gleich elegant nimmt, war der Plan doch mit einigen Risiken verbunden. Doch das neue Muster klappt. „Insgesamt sind wir auf den ersten 200 m nun acht Zehntel schneller“, hielt Meuwly fest. Und Sprunger fügte an: “ Heute hielt ich den Rhythmus bis zum Schluss locker, musste die Schritte nicht in die Länge ziehen. Der Rekord wird sich als Belohnung einstellen.“
Die ehemalige Siebenkämpferin läuft nächsten Dienstag in Luzern über 200 m, danach beim Diamond-League-Meeting in Rabat (MAR) über 400 m Hürden, in Bellinzona 400 m flach und an den Schweizer Meisterschaften in Zürich 200 m.
Heimsieg für Kariem Hussein
Kariem Hussein (LC Zürich) durchbrach erstmals in dieser Saison die Marke von 49 Sekunden – aus seiner Sicht hätte dies eigentlich schon viel früher geschehen sollen. In 48,79 Sekunden setzte er sich auf der Zielgeraden noch durch. „Ich freue mich, dass ich, wie ich und wo ich gewonnen habe“, fasste der Europameister 2014 sein Rennen zusammen, das nicht als Diamond-League-Wettkampf ausgeschrieben war. Der Lauf ging auch in der Endphase gut auf. „Jetzt will ich diesen Schwung mitnehmen“, sagte der angehende Arzt.
Mujinga Kambundji und Sarah Atcho wieder unter der WM-Limite
Mujinga Kambundji (STB) klassierte sich über 200 m im 6. Rang. Mit 22,82 Sekunden stellte die Bernerin eine persönliche Saisonbestleistung auf und ist damit die schnellste Schweizerin in dieser Saison über die halbe Bahnrunde. Sarah Atcho (Lausanne-Sports), die zweite Schweizer Starterin, wurde in 23,04 Sekunden Achte, womit sie zum zweiten Mal die bei 23,10 fixierte WM-Limite unterbot. Den Sieg sicherte sich auf der Pontaise die Holländerin Dafne Schippers. Die Weltmeisterin über 200 m von 2015 wurde in 22,10 Sekunden gestoppt.
Alex Wilson über 100 m Siebenter
Im 100-m-Rennen der Männer wurde Justin Gatlin seiner Favoritenrolle über 100 m gerecht. Der Amerikaner siegte bei leichtem Rückenwind (0,2 m/s) in 9,96 Sekunden. Die weiteren Podestplätze hinter dem Olympiasieger von 2004 gingen an Ben Youssef Meïté von der Elfenbeinküste und an Akani Simbine aus Südafrika. Beide blieben ebenfalls unter der 10-Sekunden-Marke. Der Schweizer Rekordhalter Alex Wilson wurde in sehr guten 10,17 Sekunden gestoppt. Dies reichte für den Basler, der im Vorprogramm 10,25 gelaufen war, zu Rang 7.
Büchel über 800 m Zehnte
Selina Büchel (KTV Bütschwil) kam im 800-m-Rennen nicht wie gewünscht auf Touren und wurde Zehnte. Allerdings blieb die zweimalige Hallen-Europameisterin, die rund 200 m vor dem Ziel leicht ins Stolpern kam, in 1:59,77 Minuten auch bei ihrem dritten Diamond-League-Auftritt in dieser Saison unter der 2-Minuten-Marke. Mit solchen Topzeiten war die St. Gallerin noch nie in eine Saison gestartet. Den Sieg sicherte sich die Favoritin Francine Niyonsaba aus Burundi in 1:56,82 Minuten.
Keinen guten Abend erlebten die Hürdenläuferin Noemi Zbären (SK Langnau) und der 5000-m-Läufer Julien Wanders (Stade Genève). Die auf Bahn 8 laufende Emmentalerin touchierte mit dem linken Knie eine Hürde, geriet aus dem Tritt und brach ihren Lauf ab. Wanders war mit den Ziel gestartet, die WM-Limite (13:22,60) anzugreifen – er stieg jedoch vorzeitig aus dem Rennen aus. Die Qualifikationsperiode für die WM dauert noch bis zum Sonntag, 23. Juli.
(SDA/fre)