Die Schweizer Leichtathleten können mit dem ersten Wettkampftag an der Team-EM in der First League in Vaasa (FIN) zufrieden sein. Alle zehn Athletinnen und Athleten, die Vorläufe zu bestreiten hatten, qualifizierten sich für die Finals vom Wochenende.
Die Vorläufe an einer Team-EM sind eine Premiere. In allen Sprintdisziplinen bis und mit 400 m inklusive Hürden hatten die Athletinnen und Athleten am Freitag Vorläufe zu bestreiten. Die besten drei pro Serie sowie die beiden Zeitschnellsten schafften den Vorstoss in die Finals vom Wochenende. Dieser Modus hat den Vorteil, dass im Final alle Läufer die gleichen Bedingungen haben. Bislang wurden die Zeiten aus zwei Serien zusammengefasst, wobei die Windverhältnisse von Lauf zu Lauf unterschiedlich sein konnten.
Folgende Schweizer Athletinnen und Athleten standen am Freitag im Einsatz:
Männer
100 m
Pascal Mancini (FSG Estavayer) ist derjenige Swiss Starter mit dem kürzesten Arbeitseinsatz am ersten Tag. Der Freiburger läuft die 100 m in 10,68 Sekunden und wird in seinem Lauf Zweiter. Insgesamt sind nur drei Athleten noch schneller als er. Der zweifache Finalist an Hallen-Europameisterschaften (60 m) muss am Samstag gleich zweimal ran: Zunächst im 100-m-Final und dann auch noch im Rennen der 4×100-m-Staffel.
200 m
Alex Wilson (Old Boys Basel) ist voller Zuversicht in den hohen Norden gereist. Mit seinen Schweizer Rekorden über 100 und 200 m Ende Mai in Weinheim (GER) setzte er Ausrufezeichen, die auch seinen Gegnern in Vaasa nicht entgangen sind. Der Basler – seit Jahren ein treuer Punktegarant an Team-Europameisterschaften – zeigt einen sicheren Lauf, nimmt auf der Zielgerade Tempo raus und lässt sich mit 20,79 Sekunden die drittbeste Zeit aller Teilnehmer notieren. Bevor er im Final vom Sonntag um Punkte kämpft tritt er am Samstag auch mit der 4×100-m-Staffel an.
400 m
Silvan Lutz (TV Länggasse) ist der einzige Schweizer, der die Bahnrunde in diesem Jahr unter 47 Sekunden gelaufen ist. Mit seiner Saisonbestzeit von 46,89 – nur 6 Hunderstel über seiner persönlichen Bestzeit – hat er sich erstmals einen Einzel-Startplatz an einer Team-EM verdient. Im Vorlauf gelingt dem Berner eine erfreuliche Leistung. Mit 47,16 Sekunden – der drittbesten Zeit in diesem Sommer – kann er zufrieden sein. Den Vorstoss in den Final schafft Lutz als Dritter seiner Serie mit der sechstbesten Zeit.
110 m Hürden
Tobias Furer (LK Zug) steht im Karl’s Stadion als erster Schweizer im Einsatz. Weil Brahian Peña (Amriswil-Athletics) an muskulären Problemen leidet, springt der für die 4×100-m-Staffel selektionierte Zentralschweizer kurzfristig in die Bresche. Furer räumt mehrere Hürden um, kommt aber dennoch sicher durch. Mit 14,26 Sekunden erreicht er mit der fünftbesten Zeit aller Läufer den Final.
400 m Hürden
Kariem Hussein (LC Zürich) sieht sich mit Gegnern von Weltklasseformat konfrontiert. Yasmani Coppello (TUR), Karsten Warholm (NOR), Thomas Barr (IRL) und Rasmus Mägi (EST) verkörpern alle internationales Topniveau, wobei er den Norweger und den Esten im Vorlauf direkt neben sich hat. Der EM-Dritte von 2016, der eine Saisonbestzeit von 49,02 Sekunden ausweist, zeigt einen souveränen Lauf und kommt nach 49,73 Sekunden als Sieger seiner Serie ins Ziel. Das ist die beste Zeit des Tages. „Der Lauf war gut und der Rhythmus hat gepasst. Ich bin zufrieden“, sagte Hussein, im Wissen, dass im Final fünf der schnellsten sieben Europäer dieses Jahres am Start sein werden.
Frauen
100 m
Mujinga Kambundji (STB) ist im Schweizer Team ein sicherer Wert. Die EM-Bronzemedaillengewinnerin gibt sich in ihrem ersten Rennen des Wochenendes keine Blösse und läuft in 11,55 Sekunden die beste Zeit des Tages. „Der Start und die Beschleunigung waren nicht gut, das will ich morgen besser machen“, sagte Kambundji. Am Samstag wird die Bernerin, die am letzten Samstag 25-jährig wurde, gleich zweimal gefordert sein. Innert zweier Stunden geht sie zunächst über 100 m und dann mit der 4×100-m-Staffel auf Punktejagd. Im 100-m-Final fehlt die EM-Zweite Ivet Lalova-Collio (BUL), die am Freitag wegen eines Fehlstarts disqualifiziert wurde.
200 m
Cornelia Halbheer (LV Winterthur) hat in diesem Jahr so schnelle Beine wie nie zuvor. Sowohl über 100 als auch über 200 m hat die Winterthurerin in den letzten Wochen mit persönlichen Bestzeiten brilliert (11,44 und 23,21). Ihre ausgezeichnete Verfassung stellt sie auch in den Vorläufern unter Beweis. Sie läuft die halbe Bahnrunde ohne voll durchzuziehen in 23,86 Sekunden und kommt als Zweite ihres Laufs und Gesamt-Vierte problemlos weiter. Hat sie im Final gute Bedingungen, kann sie die WM-Limite (23,10) angreifen, von der sie nur 11 Hundertstel trennen.
400 m
Lea Sprunger (COVA Nyon) tritt zum zweiten Mal in dieser Saison nach dem Diamond-League-Meeting Anfang Monat in Rom (ITA) über 400 m flach an. Die letztjährige EM-Dritte über 400 m Hürden läuft ein kontrolliertes Rennen, liegt schon nach 200 m klar voraus und gewinnt ihre Serie in 53,12 Sekunden. Mit der besten Zeit aller Gestarteten unterstreicht sie ihre Ambitionen für den Final vom Samstag. Zieht sie voll durch, könnte in diesem sogar der Schweizer Rekord von Anita Protti (51,32 aus dem Jahr 1990) ins Wanken geraten. „Ich war erstaunt, wie früh ich schon klar vorauslag. So gesehen war das ein ungewöhnliches Rennen, aber sicher eine interessante Erfahrung“, sagte Sprunger.
100 m Hürden
Noemi Zbären (SK Langnau) absolviert den ersten Einsatz im Nationalteamdress seit der WM 2015 in Beijing (CHN), wo sie als Sechste für das beste Schweizer Resultat sorgte. Die Emmentalerin erfüllt die Erwartungen souverän und verlässt die Bahn mit einem Lächeln im Gesicht. In 13,30 Sekunden gewinnt sie den ersten Vorlauf überlegen und stellt die beste Zeit aller zwölf Läuferinnen auf. Im Final vom Sonntag hat die U23-Europameisterin von 2015, die sich nach einem Kreuzbandriss zurückkämpft, die Chance, ihre Saisonbestzeit von 13,09 Sekunden anzugreifen.
400 m Hürden
Petra Fontanive (LAC TV Unterstrass) ist derzeit in der Form ihres Lebens. Mit ihrer vor knapp zwei Wochen beim internationalen Meeting AtletiCAGenève gelaufenen persönlichen Bestzeit von 54,56 Sekunden liegt die Zürcherin in der Jahres-Weltbestenliste als drittbeste Europäerin an 11. Stelle. In den Vorläufen liefert sie in einen neuerlichen Beweis ihrer Klasse. Als sie realisiert, dass sie auf Finalkurs liegt, geht sie nach der siebten Hürde vom Gas und wird in ihrer Serie mit 56,92 Sekunden Zweite – Finalqualifikation auf überzeugende Weise geschafft. „Hintenraus stimmte der Rhythmus nicht mehr, da habe ich mehr Schritte als sonst gemacht. Die Hauptsache war jedoch heute, weiterzukommen. Im Final greife ich wieder an, die Form stimmt“, so die Zürcherin.
Während die Top-Nationen in der Super League in Lille (FRA) im Einsatz stehen, gehören der First League die Verbände auf den Positionen 13 bis 24 in Europa an. Die Verantwortlichen von Swiss Athletics gehen davon aus, dass eine Platzierung in der vorderen Hälfte der Rangliste ein realistisches Ziel ist. Die am Freitag gezeigten Leistungen stimmen in dieser Hinsicht optimistisch.
Am Wochenende werden die Wettkämpfe, die um 12.20 Uhr (Schweizer Zeit) beginnen, in einem Live-Stream auf der Website von European Athletics übertragen. Swiss Athletics berichtet auf der Verbands-Website sowie auf Facebook und Twitter ausführlich über die Team-EM.
Vaasa (FIN). Team-EM First League. 1. Tag (Vorläufe). Männer. 100 m. 1. Vorlauf (GW 0,7 m/s): 1. Jonathan Quarcoo (NOR) 10,43. 2. Pascal Mancini (SUI) 10,68. 200 m. 2. Vorlauf (RW 1,2 m/s): 1. David Lima (POR) 20,67. 2. Alex Wilson (SUI) 20,79. 400 m. 2. Vorlauf: 1. Benjamin Lobo Vedel (DEN) 46,37. Ferner: 3. Silvan Lutz (SUI) 47,16. 110 m Hürden. 2. Vorlauf (RW 2,0 m/s): 1. Andreas Martinsen (DEN) 13,68. Ferner: 4. Tobias Furer (SUI) 14,26. 400 m Hürden. 1. Vorlauf: 1. Kariem Hussein (SUI) 49,73. – Frauen. 100 m. 1. Vorlauf (RW 0,8 m/s): 1. Mujinga Kambundji (SUI) 11,55. 200 m. 2. Vorlauf (GW 0,4 m/s): 1. Lorène Dorcas Bazolo (POR) 2. Cornelia Halbheer (SUI) 23,68. 400 m. 1. Vorlauf: 1. Lea Sprunger (SUI) 53,12. 100 m Hürden. 1. Vorlauf (GW 0,4 m/s): 1. Noemi Zbären (SUI) 13,30. 400 m Hürden. 1. Vorlauf: 1. Amalie Hammild Iuel (NOR) 56,51. 2. Petra Fontanive (SUI) 56,92. – Alle Schweizer Athletinnen und Athleten in den Finals vom Wochenende.
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Link zum Live-Stream von European Athletics (Samstag/Sonntag)
(fre)