Kariem Hussein (LC Zürich) zeichnete bei Weltklasse Zürich für das Highlight aus Schweizer Sicht verantwortlich. Der Lokalmatador liess über 400 m Hürden zwei WM-Medaillengewinner hinter sich und wurde Dritter.
Das Letzigrund-Stadion trieb Hussein einmal zu einer Höchstleistung an. Vor drei Jahren gewann der 28-jährige Thurgauer an gleicher Stätte den EM-Titel, 2015 sorgte er für den 18. und letzten Schweizer Sieg im Hauptprogramm von Weltklasse Zürich. Diesmal egalisierte er mit 48,45 Sekunden seine Bestzeit, die er 2015 an den Schweizer Meisterschaften in Zug erzielt hatte.
Hussein musste sich einzig dem Jahresschnellsten Kyron McMaster von den Britischen Jungfern-Inseln (48,07) und dem norwegischen Weltmeister Karsten Warholm (48,22) geschlagen geben – Warholm realisierte einen Landesrekord. Dagegen liess er den amerikanischen WM-Dritten Kerron Clement (4./49,20) und den türkischen WM-Zweiten Yasmani Copello (5./49,23) deutlich hinter sich.
„Mit diesem Publikum ist immer alles möglich“, sagte Hussein. „Ich wünschte, dass ich immer so laufen könnte wie heute.“ Dank diesem Auftritt rettete er eine Saison, die nicht nach seinen Wünschen gelaufen war. Zwar erreichte er an den Weltmeisterschaften den Final, nachdem er im Vorlauf viel Glück beansprucht hatte. In diesem wurde er jedoch mit 50,07 Sekunden Letzter. Die Enttäuschung war dementsprechend gross.
Zudem war Hussein zuvor in diesem Jahr mit 48,79 Sekunden, erzielt an der Athletissima in Lausanne, nur einmal unter 49 Sekunden geblieben. Die Schwankungen konnte er sich selber nicht erklären. Insofern tut ihm der Auftritt im Letzigrund umso mehr gut. „Das ist extrem motivierend“, erklärte Hussein. „Es fühlt sich gut an, dieses Resultat in die neue Saison mitzunehmen.“ Positiv ist auch, dass sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft sein dürfte. Im nächsten August schliesst Hussein sein Medizinstudium ab. Dann will er voll auf die Leichtathletik setzen.
Lea Sprunger ebenfalls Dritte
Bei den Frauen belegte Lea Sprunger (COVA Nyon) über 400 m Hürden ebenfalls den 3. Rang. Obwohl die WM-Fünfte den Sieg als Ziel ausgegeben hatte, war sie nicht enttäuscht. „Es war kein perfektes, aber auch kein schlechtes Rennen“, bilanzierte die 27-jährige Waadtländerin. Dass sie an der vierten Hürden angehängt hatte, nahm sie mit Humor. „Das war interessant“, so Sprunger. Zwar brachte sie dieses Missgeschick etwas aus dem Gleichgewicht, es habe sie aber nicht gross gebremst. Wie sah es bezüglich ihrer Energie nach den starken Weltmeisterschaften aus? „Nach dem Rennen war ich so kaputt wie noch nie in dieser Saison. Während dem Rennen war es jedoch gleich wie sonst.“
Petra Fontanives Abschied mit einer Spitzenleistung
Mit 54,66 Sekunden blieb Sprunger um 37 Hundertstel über ihrer im Juli in Lausanne aufgestellten Bestzeit und um 41 Hundertstel über dem Schweizer Rekord von Anita Protti aus dem Jahr 1991. Genau die gleiche Zeit realisierte Petra Fontanive (LAC TV Unterstrass), was Sprunger „cool“ fand. Fontanive zeigte in ihrem letzten Rennen der Karriere nochmals eine starke Leistung – sie war einzig Mitte Juni in Genf (54,56) schneller gewesen. „Es war mega lässig“, sagte die 28-jährige Zürcherin. Wie ging sie damit um, dass es ihr letzter Wettkampf war? „Es war ganz normal.“
Den Sieg über 400 m Hürden sicherte sich die tschechische WM-Vierte Zuzana Hejnova, die mit 54,13 Sekunden eine persönliche Saisonbestleistung aufstellte. Zweite wurde die dänische Olympia-Zweite Sara Slott Pedersen (54,35), die in London im Halbfinal ausgeschieden war.
Im 200-m-Rennen der Frauen klassierte sich Mujinga Kambundji (STB) im 6. Rang. Mit 22,71 Sekunden verzeichnete die 25-jährige Bernerin ihre zweitbeste Zeit in diesem Jahr nach den 22,42 Sekunden an den Schweizer Meisterschaften an gleicher Stätte. Gewonnen wurde das Rennen von der WM-Dritten Shaunae Miller-Uibo von den Bahamas (21,88). Im 100-m-Rennen der Männer brach der nationale Rekordhalter Alex Wilson (Old Boys Basel) seinen Lauf ab und hinkte ins Ziel. Offenbar bekundete Wilson ein muskuläres Problem.
Selina Büchel wieder unter zwei Minuten
Über 800 m blieb Hallen-Europameisterin Selina Büchel (KTV Bütschwil) mit 1:59,83 Minuten zum sechsten Mal in dieser Saison unter zwei Minuten, dennoch kam sie nicht über den 8. und vorletzten Platz hinaus. „Ich habe alles aus mir rausgeholt. Mehr war leider nicht möglich“, sagte die 26-jährige Toggenburgerin. Den Sieg sicherte sich wenig überraschend die Olympiasiegerin und Weltmeisterin Caster Semenya aus Südafrika (1:55,84). Einen schweren Stand hatte auch die Steeplerin Fabienne Schlumpf (TG Hütten), die sich mit starken Leistungen in diesem Jahr für diesen Diamond-League-Final qualifiziert hatte. In 9:28,80 Minuten lief die Zürcherin auf den 10. Platz.
52-m-Wurf für Géraldine Ruckstuhl
In den technischen Disziplinen gingen drei Schweizer an den Start. Die Mehrkämpferin Géraldine Ruckstuhl (STV Altbüron) durfte mit einem Wurf auf 52,08 m zufrieden sein. Damit wurde sie bei ihrem Debüt in der Diamond League Neunte. „Das Resultat ist okay. Nach dieser langen Saison bin ich nicht mehr so spritzig“, sagte Ruckstuhl. Im Stabhochsprung wurde Dominik Alberto (LC Zürich) mit 5,48 m Achter, im Weitsprung reichten Benjamin Gföhler (LC Zürich) 7,49 m ebenfalls zu Platz 8.
Frauenstaffel unter 43 Sekunden
Den Schlusspunkt des Meetings bildete auch in diesem Jahr das Rennen der 4×100-m-Staffeln. Die Schweizerinnen traten mit Samantha Dagry (Lausanne-Sports), Sarah Atcho (Lausanne-Sports), Mujinga Kambundji (STB) und Fanette Humair (FSG Bassecourt) an und realisierten in 42,93 Sekunden eine formidable Zeit. Hinter Jamaika, Grossbritannien und Deutschland wurden sie vierte. Am kommenden Sonntag werden die Schweizerinnen in der gleichen Zusammensetzung in Berlin (GER) laufen. Es wird dies ihr letztes Staffelrennen in dieser Saison sein.
Zürich. Weltklasse Zürich. 1. Diamond-League-Final. Männer. 100 m (windstill): 1. Chijindu Ujah (GBR) 9,97. 2. Ben Youssef Meité (CIV) 9,97. 3. Ronnie Baker (USA) 10,01. 4. Justin Gatlin (USA) 10,04. Ferner: 9. Alex Wilson (SUI) 20,80 (Sprint abgebrochen). – 400 m: 1. Isaac Makwala (BOT) 43,95. 2. Gil Roberts (USA) 44,54. 3. Vernon Norwood (USA) 45,01. – 1500 m: 1. Timothy Cheruiyot (KEN) 3:33,93. 2. Silas Kiplagat (KEN) 3:34,26. 3. Elijah Motonei Manangoi (KEN) 3:34,65. – 5000 m: 1. Mo Farah (GBR) 13:06,05. 2. Paul Chelimo (USA) 13:06,09. 3. Muktar Edris (ETH) 13:06,09. – 400 m Hürden: 1. Kyron McMaster (IVB) 48,07. 2. Karsten Warholm (NOR) 48,22. 3. Kariem Hussein (SUI) 48,45.
Hoch: 1. Mutaz Essa Barshim (QAT) 2,36. 2. Majd Eddin Ghazal (SYR) 2,31. 3. Bogdan Bondarenko (UKR) 2,31. – Stab: 1. Sam Kendricks (USA) 5,87. 2. Piotr Lisek (POL) und Pawel Wojciechowski (POL), je 5,80. Ferner: 8. Dominik Alberto (SUI) 5,48. – Ohne gültigen Versuch: Renaud Lavillenie (FRA). – Weit: 1. Luvo Manyonga (RSA) 8,49. 2. Ruswahl Samaai (RSA) 8,31. 3. Jarrion Lawson (USA) 8,12. Ferner: 8. Benjamin Gföhler (SUI) 7,49. – Speer: 1. Jakub Vadlejch (CZE) 88,50. 2. Thomas Röhler (GER) 86,59. 3. Tero Pitkämäki (FIN) 86,57. 4. Johannes Vetter (GER) 86,15.
Frauen. 200 m (RW 0,1 m/s): 1. Shaunae Miller-Uibo (BAH) 21,88. 2. Elaine Thompson (JAM) 22,00. 3. Marie-Josée Ta Lou (CIV) 22,09. 4. Dafne Schippers (NED) 22,36. Ferner: 6. Mujinga Kambundji (SUI) 22,71. – 800 m: 1. Caster Semenya (RSA) 1:55,84. 2. Francine Niyonsaba (BDI) 1:56,71. 3. Margaret Wambui (KEN) 1:56,87. Ferner: 8. Selina Büchel (SUI) 1:59,83.
100 m Hürden (GW 0,3 m/s): 1. Sally Pearson (AUS) 12,55. 2. Sharika Nelvis (USA) 12,55. 3. Christina Manning (USA) 12,67. – 400 m Hürden (keine DL-Disziplin): 1. Zuzana Hejnova (CZE) 54,13. 2. Sara Slott Petersen (DEN) 54,35. 3. Lea Sprunger (SUI) 54,66. 4. Petra Fontanive (SUI) 54,66. – 3000 m Steeple: 1. Ruth Jebet (BRN) 8:55,29 (JWB). 2. Beatrice Chepkoech (KEN) 8:59,84. 3. Norah Jeruto (KEN) 9:05,31.
Drei: 1. Olga Rypakowa (KAZ) 14,55. 2. Yulimar Rojas (VEN) 14,52. 3. Caterine Ibargüen (COL) 14,48. – Speer: 1. Barbora Spotakova (CZE) 65,54. 2. Kelsey-Lee Roberts (AUS) 64,53. 3. Sara Kolak (CRO) 64,47. Ferner: 9. Géraldine Rukstuhl (SUI) 52,08. – Kugel: 1. Gong Lijiao (CHN) 19,60. 2. Anita Marton (HUN) 18,54. 3. Julia Leanziuk (BLR) 18,47.
4×100 m (keine DL-Disziplin): 1. Jamaika 41,85. 2. Grossbritannien 41,86. 3. Deutschland 42,32. 4. Schweiz (Samantha Dagry, Sarah Atcho, Mujinga Kambundji, Fanette Humair) 42,93.
Vorprogramm. Männer. 800 m: 1. Vojtech Mlynar (CZE) 1:49,32. Ferner: 3. Jonas Schöpfer (SUI) 1:49,66.
Frauen. 100 m. 1. Lauf (RW 1,0 m/s): 1. Bianca Williams (GBR) 11,30. Ferner: 4. Samantha Dagry (SUI) 11,64. – 2. Lauf (GW 0,7 m/s): 1. Christania Williams (JAM) 11,07. – 200 m (RW 1,4 m/s): 1. Laura Müller (GER) 23,17. 2. Sarah Atcho (SUI) 23,37. – 400 m Hürden: 1. Yasmin Giger (SUI) 58,31. 2. Robine Schürmann (SUI) 58,75.
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(SDA/fre)