(Photo: Swiss Athletics)
(Photo: Swiss Athletics)

Sensationell: Schweizer Team steigt erstmals in die Super League auf

Dem Schweizer Leichtathletik-Nationalteam ist an der Team-EM in der First League in Vaasa (FIN) ein grossartiger Coup gelungen: Das Team von Swiss Athletics erreichte mit 305,5 Punkten den 3. Platz und steigt erstmals in der Geschichte in die Super League mit den zwölf besten Nationen Europas auf!

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Der dritte Wettkampftag im Karl’s Stadium von Vaasa verlief erwartungsgemäss sehr spannend und am Ende richtiggehend dramatisch. Am Samstagabend lag Leader Schweiz lediglich 14 Punkte vor den viertplatzierten Finnen und es kündigte sich ein enger Kampf um die drei Aufstiegsplätze an. Im Verlauf des Sonntags vermochten sich die Schweizer stets in den Top drei zu halten, zwischenzeitlich jedoch nur noch mit einem minimen Vorsprung auf die Türkei. Erst nach dem letzten Rennen des Wochenendes – den 4×400 m der Männer – stand fest: Die Schweiz beendet den Wettkampf auf Platz 3, dreieinhalb Punkte vor der Türkei.

Die Folge einer sehr positiven Entwicklung
Dass sich die Schweizer Leichtathletik im Aufwind befindet, ist seit einigen Jahren offensichtlich. Eine positive Entwicklung, die sich rund um die Heim-EM 2014 in Zürich angedeutet hatte, fand 2015 und 2016 ihre Fortsetzung. Im vergangenen Juli gewann die Schweiz an der EM in Amsterdam (NED) fünf Medaillen, was die beste Bilanz aller Zeiten ist. An Welt- und Europameisterschaften in den Nachwuchskategorien gewannen Schweizer Athletinnen und Athleten in den letzten fünf Jahren mehr Medaillen als in den zehn Jahren zuvor. Ein weiteres erfreuliches Zeichen: In der laufenden Saison starten so viele Swiss Starters in der Diamond League wie noch nie.

Das höhere Leistungsniveau – insbesondere bei den Frauen – zeigte sich nun erstmals auch an einer Team-EM deutlich. 2013 in Dublin (IRL) Abstieg in die Second League, 2014 in Riga (LAT) Wiederaufstieg in die First League, 2015 in Heraklion (GRE) Platz 8 und nun der erstmalige Aufstieg in die Super League. Dieses erfreuliche Ergebnis ist für die Verbandsverantwortlichen wahrlich ein Grund zur Freude. „Wir wussten, dass wir besser sind als in früheren Jahren und rechneten damit, dass wir ungefähr auf Platz 4 landen sollten. Dass wir nun sogar in die Super League aufsteigen, ist für die Schweizer Leichtathletik eine tolle Geschichte“, sagt Peter Haas, der Leistungssport-Chef von Swiss Athletics.

Insgesamt gelangen dem Schweizer Team in Vaasa neun Disziplinensiege. Nach sieben am Samstag kamen am Sonntag diejenigen von Noemi Zbären (SK Langnau) über 100 m Hürden und von Fabienne Schlumpf (TG Hütten) über 5000 m dazu. Mit der Schweiz steigen Schweden und Finnland in die Super League auf. Die nächste Team-EM findet vom 9. bis 11. August 2019 in Bydgoszcz (POL) statt.

So lief es den Schweizer Athletinnen und Athleten am dritten Wettkampftag:

Männer

200 m
Alex Wilson (Old Boys Basel) läuft sein drittes Rennen innert drei Tagen. Nachdem er am Samstag mit der 4×100-m-Staffel mit einer tollen Kurve einen wichtigen Anteil am Schweizer Sieg hatte, legt er auch im 200-m-Final seine Klasse an den Tag. Mit 20,55 Sekunden wird er hinter dem Türken Ramil Guliyev Zweiter und sichert dem Team 11 Punkte.

800 m
Hugo Santacruz (LC Rapperswil-Jona) verfügt über die Erfahrung von zwei Europameisterschaften (2014 in Zürich und 2016 in Amsterdam), auch an einer Team-EM war er schon mehrmals dabei. Somit weiss Santacruz gut, wie er sich in einem solchen Rennen verhalten muss. Lange ist er mitten im Läuferfeld unterwegs. Auf den letzten 100 m schiebt er sich noch an zwei Gegnern vorbei und holt der Schweiz als Siebter 6 Punkte.

3000 m
Jonas Raess (LC Regensdorf) ist einer der Team-EM-Debütanten in der Schweizer Mannschaft. Der Zürcher verhält sich taktisch geschickt und läuft das für ihn perfekte Tempo. In der Schlussrunde setzt er mit einem bemerkenswerten Antritt zu und stürmt in 8:07,96 Minuten auf den tollen 4. Platz. Damit gewinnt er für die Schweiz 9 wertvolle Punkte.

110 m Hürden
Tobias Furer (LK Zug) sicherte sich am Freitag in den Vorläufen, als er kurzfristig den abgeschlagenen Brahian Peña (Amriswil-Athletics) ersetzte, in 14,26 Sekunden als Gesamt-Fünfter einen Platz im Final. In diesem gelingt dem Zuger eine minimale Steigerung, er erreicht das Ziel nach 14,25 Sekunden. Das reicht für Platz 5 und gibt 8 Punkte. Unglaublich: Die Läufer auf den Plätzen 4 bis 8 werden alle innerhalb von 2 Hundertstel gemessen.

3000 m Steeple
Christoph Graf (BTV Chur) reiste mit einer Saisonbestzeit von 8:49,42 Minuten direkt aus den USA, wo er seit mehreren Jahren lebt, nach Finnland. Der Bündner liess sich von den schnelleren Gegnern nicht zu einem zu hohen Tempo verleiten. Er läuft seinen eigenen Rhythmus und hält zum Schluss den Iren und den Belgier auf Distanz. 3 Punkte für die Schweiz.

Stab
Dominik Alberto (LC Zürich) ist in diesem Jahr schon zweimal 5,50 m gesprungen, womit ihn nur noch 5 cm von seiner persönlichen Bestleistung trennen. Diesmal kommt er nicht ganz an diese Höhe heran. Auf 4,90 m bekundet er ausserdem einen Stabbruch. Mit 5,10 m gewinnt der frühere Zehnkämpfer für die Schweiz als Siebter 6 Punkte. Auf 5,30 m hat er nur noch einen Versuch zugute (maximal vier Fehlversuche bei den Vertikalsprüngen) und reisst.

Drei
Nils Wicki (Old Boys Basel) reiste mit einer Saisonbestleistung von 15,97 m an die Team-EM. Damit liegt er in einem Leistungsbereich, in dem wenige Zentimeter entscheidend sein können, ob es mehr oder weniger Punkte als erwartet gibt. Im besten seiner drei Versuche landet der Basler bei 15,70 m und sichert sich als Dritter einen vierten Versuch. Nach einem Nuller bleibt er starker Dritter und gewinnt 10 Punkte.

Diskus
Lukas Jost (STV Wangen) ist ein treues Mitglied der Schweizer Mannschaft an Team-Europameisterschaften. Mit einer Bestleistung von 51,17 m ist er der einzige Schweizer, der den 2-kg-Diskus in diesem Jahr über die 50-m-Linie hinaus geworfen hat. Jost kann sich in seinem besten Versuch 49,65 m notieren lassen. Er wird Zwölfter und holt für die Schweiz den ersten Punkt des Tages.

Speer
Laurent Carron (CA Vétroz) erfuhr erst am Montag dieser Woche, dass er anstelle des verletzten Bruno Schürch (TV Fraubrunnen) ins Schweizer Team nachrückt. In einem Feld mit Athleten von sehr unterschiedlichem Leistungsniveau schlägt er sich achtbar aus der Affäre. Mit einem Wurf auf 65,34 m wird er Neunter und kann der Schweiz 4 Punkte gutschreiben lassen.

4×400 m
Für den letzten Wettbewerb des Wochenende schicken die Schweizer Luca Flück (LC Kirchberg), Joel Burgunder (LC Zürich), Silvan Lutz (TV Länggasse) und Vincent Notz (LC Kirchberg) ins Rennen. Ihre konkrete Aufgabe: Der Türkei, dem Rivalen um Platz 3, nicht mehr als 6 Punkte zugestehen. Das schaffen die vier Läufer mit Bravour. In 3:09,18 Minuten werden sie Sechste, die Türken landen auf Platz 3.

Frauen

200 m
Cornelia Halbheer (LV Winterthur) lief in den Vorläufen am Freitag mit 23,86 Sekunden die viertbeste Zeit. Im Final zieht die Winterthurerin voll durch und wird in 23,76 Sekunden hinter der Favoritin Ivet Lalova-Collio aus Bulgarien tolle Zweite. Das gibt 11 Punkte für das Schweizer Team.

1500 m
Stefanie Barmet (STV Willisau) überzeugte in diesem Jahr mit einer persönlichen Bestzeit: 4:14,95 Minuten. Als Saisonschnellste verdiente sie sich erstmals einen Startplatz an der Team-EM. Das Rennen ist wie erwartet taktisch geprägt, die Luzernerin hält sich auf der Innenbahn und wartet ab. Als das Tempo verschärft wird, muss Barmet abreissen lassen. Als Elfte gewinnt sie in 4:28,90 Minuten 2 Punkte.

5000 m
Fabienne Schlumpf (TG Hütten) ist an diesem Wochenende die Schwerarbeiterin im Schweizer Team. Die Zürcherin steckt die Doppelbelastung (am Samstag gewann sie das 3000-m-Steeple-Rennen) mit Leichtigkeit weg. Auch im über zwölfeinhalb Runden führenden Wettbewerb verhält sie sich taktisch geschickt, setzt im richtigen Moment zu und fährt in 15:47,29 Minuten den zweiten „Zwölfer“ ein. Dafür verdient Schlumpf den Extra-Applaus des Wochenendes!

100 m Hürden
Noemi Zbären (SK Langnau) ist im Swiss-Athletics-Team eine zuverlässige Punktelieferantin. Die Emmentalerin erbringt den Beweis, dass sie auch bei misslichen Witterungsbedingungen schnell laufen kann. Wie schon im Vorlauf am Freitag (13,30) ist sie auch im Final die Schnellste. Wichtiger als die Zeit (13,28) sind die 12 Punkte, die sie auf das Schweizer Konto gutschreiben lassen kann.

Hoch
Salome Lang (Old Boys Basel) war letztes Jahr Teilnehmerin an der U20-WM in Bydgoszcz (POL) und hat bereits die Limite für die im Juli gleichenorts stattfindende U23-EM erfüllt. Auch bei den Aktiven gibt die Baslerin eine gute Figur ab. Mit im ersten Versuch übersprungenen 1,75 m kommt sie bis auf 6 cm an ihre Saisonbestmarke heran und gewinnt als (geteilte) Fünfte 7,5 Punkte. Auf 1,80 m reisst sie dreimal.

Weit
Fatim Affessi (CA Genève) liess Ende Mai in den USA mit einem Sprung auf 6,45 m aufhorchen. Mit dieser Leistung sicherte sich die Genferin ihren Startplatz in Vaasa. Bei windigen, kühlen Verhältnissen muss sie sich mit einem besten Versuch auf 5,93 m zufrieden geben. Das gibt Platz 10 und 3 Punkte.

Diskus
Chantal Tanner (LC Zürich) erlebt in Vaasa ihr Debüt an einer Team-EM. Mit einer Saisonbestweite von 49,98 m hat sich die St. Gallerin die Limite für die U23-EM in Bydgoszcz (POL) erfüllt. Drei Wochen vor diesem Saisonhöhepunkt darf sie bei den Aktiven ran und holt sogleich 7 Punkte. Mit 49,13 m erreicht sie Rang 6.

Kugel
Lea Herrsche (KTV Altstätten) ist die einzige Schweizerin, die die 4-kg-Kugel in diesem Sommer schon weiter als 14 m gestossen hat. Mit einer Saisonbestleistung von 14,11 m angetreten, muss sich die Rheintalerin mit 12,73 m begnügen. Damit holt Herrsche bei ihrem zweiten Einsatz an einer Team-EM 1 Punkt für die Gesamtwertung.

4×400 m
Mit Petra Fontanive (LAC TV Unterstrass), Lea Sprunger (COVA Nyon), Yasmin Giger (Amriswil-Athletics) und Selina Büchel (KTV Bütschwil) kann die Schweiz auf ein sehr kompetitives Quartett zählen. Die Schweizerinnen laufen mit 3:33,10 Minuten die viertbeste Zeit des Tages und holen in der zweitletzten Entscheidung des Tages 9 wichtige Punkte.

Vaasa (FIN). Team-EM First League. 3. Tag. Männer. 200 m (RW 1,3 m/s): 1. Ramil Guliyev (TUR) 20,20. 2. Alex Wilson (SUI) 20,55. – 800 m: 1. Mark English (IRL) 1:49,02. Ferner: 7. Hugo Santacruz (SUI) 1:51,34. – 3000 m: 1. Helio Gomes (POR) 7:55,94. Ferner: 4. Jonas Raess (SUI) 8:07,96. – 110 m Hürden (GW 0,2 m/s): 1. Andreas Martinsen (DAN) 13,64. Ferner: 5. Tobias Furer (SUI) 14,25. – 3000 m Steeple: 1. Ole Hesselbjerg (DEN) 8:37,02. Ferner: 10. Christoph Graf (SUI) 9:11,21. – Stab: 1. Diogo Ferreira (POR) 5,45. Ferner: 7. Dominik Alberto (SUI) 5,10. – Drei 1. Simo Lipsanen (FIN) 16,75. Ferner: 3. Nils Wicki (SUI) 15,70. – Diskus: 1. Daniel Stahl (SWE) 66,41. Ferner: 12. Lukas Jost (SUI) 49,65. – Speer: 1. Tero Pitkämäki (FIN) 88,27. Ferner: 9. Laurent Carron (SUI) 65,34. – 4×400 m: 1. Belgien 3:04,87. Ferner: 6. Schweiz (Luca Flück, Joel Burgunder, Silvan Lutz, Vincent Notz) 3:09,18. – Frauen. 200 m (GW 1,3 m/s): 1. Ivet Lalova Collio (BUL) 23,33. 2. Cornelia Halbheer (SUI) 23,76. – 1500 m: 1. Claudia Bobocea (ROU) 4:14,50. Ferner: 11. Stefanie Barmet (SUI) 4:28,90. – 5000 m: 1. Fabienne Schlumpf (SUI) 15:47,29. – 100 m Hürden (RW 0,4 m/s): 1. Noemi Zbären (SUI) 13,28. – Hoch: 1. Sofie Skoog (SWE) 1,90. Ferner: 5. Salome Lang (SUI) 1,75. – Weit: 1. Khaddi Sagnia (SWE) 6,52. Ferner: 10. Fatim Affessi (SUI) 5,93. – Diskus: 1. Irina Rodrigues (POR) 59,62. Ferner: 6. Chantal Tanner (SUI) 49,13. – Kugel: 1. Emel Dereli (TUR) 17,97. Ferner: 12. Lea Herrsche (SUI) 12,73. – 4×400 m: 1. Rumänien 3:31,83. Ferner: 4. Schweiz (Petra Fontanive, Lea Sprunger, Yasmin Giger, Selina Büchel) 3:33,10.

Schlussstand (nach 40 Events): 1. Schweden 320,5. 2. Finnland 314,5. 3. Schweiz 305,5. 4. Türkei 302. 5. Portugal 285. 6. Norwegen 272,5. 7. Rumänien 246. 8. Irland 238. 9. Belgien 232,5. 10. Estland 203. 11. Bulgarien 193,5. 12. Dänemark 187.

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