Vier Jahre nach den Olympischen Spielen kehrt die Weltleichtathletik ins Olympiastadion von Tokio (JPN) zurück. An den neuntägigen Weltmeisterschaften, die am Samstag beginnen, steht Swiss Athletics mit einem Team von 31 Athletinnen und Athleten im Einsatz. So viele wie noch nie an einer WM haben Ambitionen auf eine Spitzenplatzierung.
Zwei Jahre nach den Titelkämpfen in Budapest (HUN) findet die WM diesmal im fernen Osten statt. Nachdem die Wettkämpfe der Olympischen Spiele 2021 in Tokio coronabedingt unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt werden mussten, können sich die Fans diesmal auf ein sehr gut besuchtes Stadion und eine stimmungsvolle Atmosphäre freuen. Im besten Fall lassen sich die Athletinnen und Athleten von der grossartigen Kulisse beflügeln und im bedeutendsten Wettkampf des Jahres zu Höchstleistungen antreiben.
31-köpfiges Team mit zwei Staffeln
Die Schweizer Athletinnen und Athleten reisen gestaffelt nach Japan und die meisten von ihnen absolvieren in Tsukuba, rund 90 Autominuten ausserhalb von Tokio, ein Precamp, um sich mit den klimatischen Bedingungen vertraut zu machen. Ausserdem gilt es, eine Zeitverschiebung von sieben Stunden zu überwinden. Aktuell ist es in der japanischen Hauptstadt tagsüber rund 30 Grad warm und die Luftfeuchtigkeit ist vergleichsweise hoch. Swiss Athletics schickt insgesamt 31 Athletinnen und Athleten ins Rennen (22 Frauen und 9 Männer), wobei zwei Frauenstaffeln über 4×100 m und 4×400 m zum Einsatz kommen. Diese beiden Teams haben den WM-Startplatz bei den World Relays Mitte Mai in Guangzhou (CHN) gesichert, wobei die 4×100-m-Equipe zum achten Mal (!) in Folge seit 2011 in Daegu (KOR) an der WM dabei ist. Somit umfasst das Schweizer Team wie schon 2023 in Budapest (37, Rekord) mehr als 30 Athletinnen und Athleten.
Mit sieben Medaillengewinnern der EM in Rom
Die Schweizer Equipe überzeugt indes nicht nur durch Quantität, sondern ebenso durch Qualität. Von den acht Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinnern der letztjährigen EM in Rom (ITA) sind deren sieben dabei: Timothé Mumenthaler (Stade Genève, 200 m), William Reais (LC Zürich, 200 m), Dominic Lobalu (LC Brühl, 5000 und 10’000 m), Ditaji Kambundji (STB, 100 m Hürden), Jason Joseph (LC Therwil, 110 m Hürden), Angelica Moser (LC Zürich, Stab) und Simon Ehammer (TV Teufen, Weit und Zehnkampf). Einzige Ausnahme ist die 200-m-Europameisterin Mujinga Kambundji (STB), die im Herbst erstmals Mutter wird. Diese Breite an der Spitze ist so ausgeprägt wie noch nie.
Mit der 800-m-Läuferin Audrey Werro (CA Belfaux) und Simon Ehammer gehen zwei Aushängeschilder der nationalen Leichtathletik an den Start, die vor zwei Wochen beim Diamond-League-Final anlässlich von Weltklasse Zürich sensationell den Gesamtsieg holten. Mit ihrem Schweizer Rekord von 1:55,91 Minuten ist die U23-Europameisterin die Nummer zwei der Jahres-Weltbestenliste. Im Fall von Ehammer lässt es das Programm zu, dass er sowohl den Weitsprung als auch den Zehnkampf bestreiten kann. Der Weitsprung steht am Montag/Mittwoch im Programm, der Zehnkampf am folgenden Samstag/Sonntag. Ähnlich macht es Annik Kälin (AJ TV Landquart), die im Weitsprung und im Siebenkampf auf Medaillenjagd geht.
Philipp Bandi: «Mindestens eine Medaille ist das Ziel»
Angesichts ihres aktuellen Leistungsniveaus hat mehr als ein halbes Dutzend Schweizer Athletinnen und Athleten realistische Final- oder sogar Medaillenchancen. Bei dieser vielversprechenden Ausgangslage gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass das Niveau an einer WM deutlich höher ist als an einer EM. Die Tatsache, dass die Schweiz in den letzten 15 Jahren an Weltmeisterschaften lediglich zwei Medaillen gewonnen hat (Mujinga Kambundji 2019 in Doha über 200 m und Simon Ehammer 2022 in Eugene im Weitsprung) verdeutlicht, wie aussergewöhnlich Spitzenplätze auf dieser Stufe sind.
Philipp Bandi, Chef Leistungssport von Swiss Athletics, blickt dem Saisonhöhepunkt zuversichtlich entgegen. «Letztes Jahr hatten wir an den Olympischen Spielen in Paris vier 4. Plätze. Seither haben unsere besten Athletinnen und Athleten nochmals einen Schritt nach vorne gemacht und ich bin überzeugt, dass sie für die WM bereit sind. In den letzten Wochen haben fast alle von ihnen mit sehr guten Leistungen gezeigt, dass ihre Form stimmt.» Bandi ist überzeugt, dass die nationalen Aushängeschilder in Tokio liefern werden. «Wir hatten noch nie so viele Athletinnen und Athleten, die zum Kreis der Medaillenanwärter gehören. Angesichts dieser Ausgangslage muss unser Ziel lauten, dass wir in Tokio mindestens eine Medaille gewinnen. Wir sind uns jedoch bewusst, wie schwierig das ist. Aus Erfahrung wissen wir, dass für eine WM-Medaille immer alles passen muss.»
Sechste WM-Teilnahme für Angelica Moser
Die Rekord-Teilnehmerin im Schweizer Team ist die Stabhochsprung-Europameisterin Angelica Moser, die seit 2015 in Peking (CHN) keine einzige WM verpasst hat und nun vor ihrer sechsten WM-Teilnahme steht. Ihre fünfte WM erlebt die Sprinterin Salomé Kora (LC Brühl). Die Erfahrung der Grossanlass-Routiniers wird im Team von Swiss Athletics besonders geschätzt werden, sind doch mehr als zehn WM-Neulinge dabei.
Sehr positiv zu werten ist die Tatsache, dass im Schweizer Team alle Disziplinengruppen (Sprint/Hürden, Lauf, Sprung, Wurf und Mehrkampf) vertreten sind. Mit dem Speerwerfer Simon Wieland (STB) ist erstmals seit 2009 in Berlin (GER, Speerwerfer Stefan Müller und Diskuswerfer Daniel Schaerer) ein Werfer dabei. Die Kugelstosserin Miryam Mazenauer (TV Teufen) beendet gar eine 38-jährige Durststrecke. Seit 1987 in Rom (Speerwerferin Denise Thiémard) ist nie mehr eine Schweizer Werferin zu einer WM gefahren.
Live im Schweizer Fernsehen
Das Schweizer Fernsehen (SRF, RTS und RSI) berichtet täglich umfassend über das Geschehen an der WM und überträgt die Wettkämpfe live; auf Grund der Zeitverschiebung (7 Stunden) werden die Morgensessions online in einem Live-Stream ausgestrahlt, die Abendsessions im TV. Als SRF-Expertin analysiert die ehemalige Siebenkämpferin Ellen Sprunger das Wettkampfgeschehen. Beim Westschweizer Fernsehen RTS tritt die mehrfache Schweizer Rekordhalterin Lea Sprunger als Co-Kommentatorin auf.
Swiss Athletics berichtet sowohl in den sozialen Medien (Instagram, Facebook) als auch auf der Verbands-Website ausführlich über das Schweizer Team in Tokio. Athletix.ch, der Foto-Partner von Swiss Athletics, publiziert auf der Website www.athletix.ch jeden Tag aktuelle Bilder des Schweizer Teams.
Eine Übersicht mit allen Schweizer Einsätzen in Tokio folgt im Lauf der Woche auf der Website von Swiss Athletics.
Tokio (JPN). Weltmeisterschaften (13. bis 21. September 2025). Die Selektionen von Swiss Athletics. Männer. 200 m: Timothé Mumenthaler (Stade Genève), William Reais (LC Zürich). 400: Lionel Spitz (Adliswil Track Team). 800 m: Ivan Pelizza (LC Zürich). 5000 m: Dominic Lobalu (LC Brühl). 10’000 m: Lobalu. 110 m Hürden: Jason Joseph (LC Therwil). 400 m Hürden: Julien Bonvin (CA Sierre). Weit: Simon Ehammer (TV Teufen). Speer: Simon Wieland (STB). Zehnkampf: Ehammer.
Frauen. 100 m: Géraldine Frey (LK Zug), Salomé Kora (LC Brühl). 200: Léonie Pointet (CA Riviera). 800 m: Lore Hoffmann (ATHLE.ch), Veronica Vancardo (CA Fribourg), Audrey Werro (CA Belfaux). 1500 m: Lilly Nägeli (LC Uster), Joceline Wind (Biel/Bienne Athletics). 100 m Hürden: Ditaji Kambundji (STB). Stab: Lea Bachmann (Old Boys Basel), Angelica Moser (LC Zürich), Pascale Stöcklin (Old Boys Basel). Weit: Annik Kälin (AJ TV Landquart). Kugel: Miryam Mazenauer (TV Teufen). Siebenkampf: Kälin. 4×100 m: Céline Bürgi (LV Thun), Ajla Del Ponte (US Ascona), Frey, Kora, Pointet, Emma Van Camp (Lausanne-Sports). – 4×400 m: Iris Caligiuri (Lausanne-Sports), Annina Fahr (LAC TV Unterstrass), Catia Gubelmann (LAC TV Unterstrass), Julia Niederberger (Athletikzentrum Unterwalden), Vancardo, Lena Wernli (LC Zürich), Werro.
Link zu den Grossanlass-Statistiken von Swiss Athletics
(fre)