Peter Muster – Auf den Spuren von Philippe Clerc

Nur wenige Tage vor Meta Antenens Rücktritt taucht ein neuer Name in den Schweizer Rekordlisten auf: Peter Muster, Jahrgang 1952, löst Philippe Clerc 1976 als Nachfolger über 200 m ab. Zwei Jahre später steht der heutige Seniorenpräsident des LC Zürich in Prag neben dem legendären Pietro Mennea als Bronzemedaillengewinner auf dem EM-Podest.

Es war die erste Schweizer Freiluft-Medaille seit Meta Antenens Silbersprung 1971 in Helsinki. Und wie die Schaffhauserin hat auch der Zürcher seine Wurzeln im Swiss Athletics Sprint. Dieser wurde 1951 – vor 70 Jahren – von LCZ-Trainerlegende und SLV-Chefstatistiker Silvio Nido unter dem Namen «De schnällscht Zürihegel» ins Leben gerufen.

Obwohl sich Muster im heutigen Swiss Athletics Sprint nie durchzusetzen vermochte, wurde der «Späteinsteiger» mit 17 Jahren erstmals Schweizer Nachwuchsmeister über 200 m, acht weitere Titel liess er bei der Elite folgen. 1974 qualifizierte sich der Chemielaborant und spätere Biochemiker für die Kontinentaltitelkämpfe in Rom.

Während er den 200-m-Halbfinal wegen einer Zerrung verpasste, feierte sein Namensvetter Pietro Mennea dessen EM-Titelpremiere vor Heimpublikum. Der Italiener sollte 1979 Tommie Smiths Weltrekord in der Höhenlage von Mexiko-City auf 19,72 Sekunden senken und sich 1980 in Moskau zum Olympiasieger krönen. In Prag 1978 ging er als Topfavorit ins Rennen.

Direkt hinter ihm auf Bahn 2: Peter Muster. Der 26-jährige Olympiateilnehmer von Montreal 1976 hatte im Halbfinal die zweitschnellste Zeit (20,63 Sekunden) hinter Mennea erzielt, im Final durchbrach er die Lichtschranke in 20,64 Sekunden. Fast die gleiche Zeit (20,6 Sekunden) hatte Musters Vorgänger Philippe Clerc 1969 bei seinem EM-Titel in Athen notiert, allerdings handgestoppt.

Dessen Fabelrekord von Weltklasse Zürich 1969 (20,3 Sekunden) hatte Peter Muster am 5. Juni 1976 in Zofingen auf elektronische 20,46 Sekunden fixiert. Am 5. August 1978 pulverisierte der Schützling von Dieter Morf zusammen mit Franco Fähndrich, Urs Gisler und Hansjörg Ziegler in Bern auch den 4×100-m-Rekord. Die 39,19 Sekunden sollten fast 30 Jahre Bestand haben.  

Muster selbst gab 1982 seinen Rücktritt vom Spitzensport und konzentrierte sich auf seine berufliche Karriere. Als 4×100-m-Staffelnationaltrainer, Begleitperson für einen blinden 400-m-Läufer und Vorstandsmitglied im LCZ ist er bis heute mit der Leichtathletik verbunden geblieben.

(sto)