Die «Swiss Athletics History Makers» Philippe Clerc und Meta Antenen haben es 1969 vorgemacht. Nun steht eine ganze Generation von Athletinnen und Athleten bereit, im nächsten Jahrzehnt in ihre Fussstapfen zu treten. Hier ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse in der Schweizer Leichtathletik während der Saisons 1971 bis 1980.
Highlights 1971
Unter dem Hallendach stellt Beatrix Rechner (GG Bern) mit 1,81 m einen Schweizer Indoor-Rekord im Hochsprung auf. Im Freien machen die Schweizer Meisterschaften in Basel mit sieben Schweizer Rekorden von sich reden, darunter Meta Antenens 6,64 m im Weitsprung. In Topform gelingt der Schaffhauserin mit etwas zu viel Wind sogar ein Sprung auf 6,81 m. An den Europameisterschaften in Helsinki ist Meta Antenen ganz vorne mit dabei. Sie beginnt mit 13,35 Sekunden über 100 m Hürden (5. im Final), dann führt sie den Weitsprungwettbewerb über 100 Minuten mit einem hervorragenden Schweizer Rekord von 6,73 m an. Leider muss sie sich im letzten Umgang um drei kleine Zentimeter geschlagen geben. Ihr vorbildliches Verhalten gegenüber der Siegerin bringt ihr zwei internationale Fair-Play-Auszeichnungen ein und sie wird zum zweiten Mal nach 1966 zur Schweizer Sportlerin des Jahres gekürt.
Highlights 1972
An den Hallen-Europameisterschaften in Grenoble kann Meta Antenen zwei weitere Medaillen gewinnen: Silber im Weitsprung und Bronze im 50-m-Hürdenlauf. Nach einer Knieoperation im Mai taucht der Liebling der Schweizer Leichtathletik erst wieder an den nationalen Meisterschaften in Genf Ende Juli auf, wo die Hürden- und Weitsprungspezialistin in 11,68 Sekunden den Schweizer Rekord über 100 m bricht. Auch andere Landesrekorde fallen im Sommer, wie jener von Peter Wittmer (BTV Aarau), der im Stabhochsprung als Erster 5,00 m meistert oder jener von Rolf Bernhard (ATV Frauenfeld) mit 7,87 m im Weitsprung. Eine Delegation von 27 Teilnehmern reist zu den Olympischen Spielen in München an. Das Niveau ist so hoch, dass nur Meta Antenen mit einem sechsten Platz im Weitsprung eine Top-8-Klassierung erreicht.
Highlights 1973
In dieser Übergangszeit erscheinen neue Namen in den Schweizer Rekordlisten. Auf den Mittelstrecken ist Rolf Gysin (SC Liestal), der die 800 m in 1:46,6 und die 1500 m in 3:37,7 läuft, der Prominenteste, doch über 5000 m sticht Werner Meier (TV Unterstrass) mit 13:37,8 hervor. Im Hochsprung überquert Hanspeter Habegger (KLAV Solothurn) die Latte zweimal auf 2,16 m, Toni Teuber (LC Zürich) nähert sich im Dreisprung mit 15,99 m der 16-Meter-Marke, während Philipp Andres (LV Langenthal) im Zehnkampf mit 7 652 Punkten sein Potenzial andeutet. Bei den Frauen läuft Vreni Leiser (BTV Aarau) die 400 m in 53,3 Sekunden und Meta Antenen die 100 m Hürden in 13,1. Im einzigen internationalen Wettbewerb erringt Bernhard Vifian (BTV Luzern) Bronze über 1500 m an den Junioren-Europameisterschaften in Duisburg (Markus Ryffel wird Siebter über 5000 m). Zum Jahresende wird der Langstreckenläufer Werner Dössegger (BTV Aarau alias Monsieur Morat-Fribourg) mit dem Schweizer Sportpreis des Jahres ausgezeichnet.
Highlights 1974
Die wieder erstarkte Meta Antenen glänzt an den Hallen-Europameisterschaften in Göteborg mit Gold im Weitsprung und einem hervorragenden Schweizer Hallenrekord von 6,69 m sowie Bronze über 60 m Hürden in 8,19 Sekunden. Im Sommer senkt sie ihren Landesrekord über 100 m Hürden in Warschau auf 13,0. Ebenso erwähnenswert sind die Fortschritte von François Aumas (CA Genf), der in 49,92 über 400 m Hürden als Erster die 50-Sekunden-Marke durchbricht, aber auch von Hanspeter Wehrli (TV Unterstrass), der in Oslo 8:26,2 Minuten über 3000 m Steeple läuft. In Zürich erzielt der Zehnkämpfer Philipp Andres hervorragende 7809 Punkte und Rolf Bernhard sprang kurz hintereinander 7,87 m und 7,91 m. Diese Athleten bilden die Speerspitze des Schweizer EM-Teams in Rom, wo die besten Ergebnisse der 5. Platz von Wehrli im Steeple (8:26,00), der Weitsprung von Bernhard (7,91 m) sowie der 6. Platz von Anderes im Zehnkampf (7819 Punkte) sind.
Highlights 1975
An den Hallen-Europameisterschaften in Katowice gewinnt Meta Antenen die Bronzemedaille im Weitsprung. Die Sommersaison beginnt mit einem Exploit in Winterthur. Getragen von einem etwas zu starken Wind von 2,2 m/s, kommt Antenens Vereins- und Trainingskollegin Isabella Lusti (LC Schaffhausen) mit 6,82 m bis auf 2 Zentimeter an den Weltrekord im Weitsprung heran. Auf der Mittelstrecke setzt Rolf Gysin seine Entwicklung mit 1:45,97 über 800 m fort. Am meisten begeistert jedoch der Weitspringer Rolf Bernhard. Im Juni übersprang der Thurgauer in Berlin 7,91 m und in Warschau 7,97 m, bevor er in Zofingen mit 8,00 m sein grosses Ziel erreicht. Drei Wochen später bestätigt er seinen Erfolg in Bern mit grossartigen 8,06 m. Es ist nur logisch, dass er zum Schweizer Sportler des Jahres gewählt wird. An den Junioren-Europameisterschaften in Athen gewinnen Felix Böhni (LC Zürich) Silber im Stabhochsprung und Thomas Wild (STB) Bronze über 110 m Hürden.
Highlights 1976
Die ersten Athleten, die sich in dieser Saison hervortun, sind Felix Böhni mit 5,25 m im Stabhochsprung, Roberto Schneider (SA Lugano) mit beachtlichen 13,5 Sekunden über 110 m Hürden und Peter Muster (LC Zürich) mit sehr guten 20,46 über 200 m. In Stockholm verbessert der vielversprechende Markus Ryffel (STB) die Schweizer Rekorde über 5000 m in 13:32,65 und über 10 000 m in 28:05,37, während Jean-Pierre Egger (Neuchâtel-Sports) den Rekord von Edy Hubacher im Kugelstossen auf 19,71 m fixiert. Bei den Frauen überfliegt Susanne Erb (LC Zürich) mit 1,84 m im Hochsprung Trix Rechner, während sich Rita Pfister (LV Winterthur) im Diskuswurf mit 60,60 m eine neue Bestweite notieren lässt. Die Schweizer Leichtathletik ist an den Olympischen Spielen in Montreal nur mit sieben Athleten vertreten, wobei Rolf Bernhard das beste Ergebnis mit einem 9. Platz im Weitsprung liefert.
Highlights 1977
Die Hallen-Europameisterschaften in San Sebastián bringen zwei Bronzemedaillen für Rolf Gysin über 800 m und Markus Ryffel über 3000 m. Ryffel steigert sich outdoor über 3000 m auf 7:45,4 und über 5000 m auf 13:23,99. In den technischen Disziplinen fallen drei Schweizer Rekorde: Roland Dalhäuser (TV Birsfelden) springt 2,21 m hoch, Rolf Bernhard 8,07 m weit und Jean-Pierre Egger stösst seine Kugel auf 19,75 m. Schliesslich überzeugen die Schweizer in Donezk – wie schon an den letzten beiden Junioren-Europameisterschaften – dank Felix Böhni, der erneut Silber im Stabhochsprung holt, und Pierre Délèze (CA Sion), der mit Bronze über 1500 m auf sich aufmerksam macht.
Highlights 1978
Die Hallensaison bringt zwei grossartige Leistungen: Jean-Pierre Eggers Schweizer Rekord im Kugelstossen mit 19,54 m und vor allem Markus Ryffels grandioser Europameistertitel über 3000 m in Mailand. Auch im Freien ist der Berner über 3000 m in 7:42,17 und über 5000 m in 13:19,97 – bei Weltklasse Zürich – so schnell wie noch nie. Die 4×100-m-Staffel mit Franco Fähndrich (Old Boys Basel), Urs Gisler (LV Winterthur), Peter Muster und Hansjörg Ziegler (LC Zürich) erzielt 39,19 Sekunden in Bern, ein Rekord, der fast 30 Jahre hält! An den Europameisterschaften in Prag sichert sich Peter Muster eine fantastische Bronzemedaille über 200 m, während sich Markus Ryffel in einem verrückten Endspurt mit Silber über 5000 m die erste Freiluftmedaille verdient. Trotz Schweizer Rekord knapp neben dem Podest stehen Franz Meier (LV Wettingen-Baden) über 400 m Hürden in 49,84 Sekunden sowie die 4×400-m-Staffel, bestehend aus Rolf Strittmatter (LC Zürich), Peter Haas (Old Boys Basel), Konstantin Vogt (GG Bern) und Rolf Gisler (LV Winterthur) in 3:04:29 Minuten. Bei den Frauen stellt Cornelia Bürki in Prag zwei weitere Schweizer Rekorde über 1500 m (4:04,60) und 3000 m (8:46,13) auf. Sie wird ebenso zur Schweizer Sportlerin des Jahres gewählt wie Gold- und Silbermedaillengewinner Markus Ryffel bei den Männern.
Highlights 1979
Unersättlich und souverän verteidigt Markus Ryffel seinen Titel über 3000 m an den Hallen-Europameisterschaften in Wien. Noch unglaublicher ist sein Niveau im Sommer mit zwei Weltklassezeiten: 7:41,00 bei Athletissima Lausanne über 3000 m und 13:13,32 über 5000 m in Stockholm. Ebenfalls Rekorde verbessern Urs Kamber (STB) und Pierre Délèze in ihren jeweiligen Disziplinen: 45,79 über 400 m für den Berner und 3:36,7 über 1500 m für den Walliser. Roland Dalhäuser überwindet im Hochsprung 2,22 m, während sich Jean-Pierre Egger, der starke Mann der Schweizer Leichtathletik, zu Hause in Neuchâtel in Hochform präsentiert: Erst katapultiert er die Kugel auf 19,90 m, dann schafft er fantastische 20,25 m. An den Schweizer Meisterschaften in Zug wird Brigitte Wehrli (TV Unterstrass) mit 11,45 und 23,40 die schnellste Frau der Schweiz. Cornelia Bürki setzt ihre Rekordjagd über 800 m (2:01,14) fort. Die Medaillenernte an den Junioren-Europameisterschaften wird in Bydgoszcz erweitert: Dieter Elmer (LAV Glarus) über 800 m und Peter Wirz (STB) über 1500 m erlaufen sich jeweils Bronze.
Highlights 1980
An den Hallen-Europameisterschaften in Sindelfingen gewinnt Pierre Délèze Bronze über 1500 m. Roland Dalhäuser überquert 2,26 m im Hochsprung, eine Höhe, die er im Freien wiederholt. Überhaupt sind die Schweizer Springer in Form: Rolf Bernhard segelt 8,10 m weit, während Felix Böhni die idealen Bedingungen in Kalifornien nutzt, um den Stabrekord auf 5,50 m zu schrauben. Herausragend sind auch Pierre Délèze‘ 3:33,80 Minuten über 1500 m, womit er in der Weltspitze angekommen ist. Bei den Frauen zeigt Gaby Meier (Old Boys Basel) einen Hochsprung auf 1,86 m und Edith Anderes (LC Brühl) krönt ihre Karriere mit einem Stoss auf 16,71 m. An den Olympischen Spielen in Moskau gibt es drei Top-8-Platzierungen durch die beiden fünften Plätze von Markus Ryffel über 5000 m und Roland Dalhäuser im Hochsprung sowie den 7. Platz von Franz Meier über 400 m Hürden. Auf der Strasse läuft Richard Umberg (STB) den Halbmarathon in 1:04:58 und den Marathon in 2:14:28. Bei den Frauen stellt Vreni Forster (STV Luzern) mit 2:35:57 ebenfalls einen Marathonrekord auf.
(PAB)